Dieses Interview ist vom Dezemeber 2007
Endlich erwachsen
Backstreet Boy Nick Carter im Interview
Von Marcel Anders
Aus Boys werden Männer: Nach dem Ausstieg von Kevin Richardson präsentiert sich die erfolgreichste Boyband aller Zeiten auf "Unbreakable" so ehrgeizig und erwachsen wie nie. Allen voran Sunnyboy Nick Carter (27), der offen über seine Gewichtsprobleme sowie sein neues, ruhiges Leben spricht – und kein gutes Haar an Paris, Britney oder Lindsay lässt. 1LIVE traf ihn in Los Angeles.
Der neue, ruhige Nick Carter
1LIVE: Nick, warum hat Kevin die Band trotz des erfolgreichen Comebacks verlassen?
Nick Carter: Er hat sich entschieden, dass er etwas anderes machen will. Was aber nicht heißt, dass wir uns gestritten hätten. Er wollte sich einfach mehr auf seine Familie und auf's Schauspielern konzentrieren. Das ist alles.
1LIVE: Wird es einen Ersatz für ihn geben?
Nick Carter: Nein, und wir werden die Musik auch nicht groß verändern. Ich meine, wir haben ein paar Sachen anders gemacht, aber nichts drastisches. Es ist diesmal nur ein einheitlicheres, geschlossenes Album geworden. Nichts, was nach 20 verschiedenen Produzenten und Songschreibern klingt. Wir haben wirklich alles getan, um das bestmögliche Album zu machen. Eines, das sich nicht in zu vielen Stilen verliert, sondern alle Stücke haben einen ganz bestimmten Sound, der gut zusammenpasst.
1LIVE: Worin besteht dann der Unterschied zum Vorgänger?
Nick Carter: Ich finde, dass wir als Gruppe momentan unglaublich stark sind. Und deshalb heißt die Platte "Unbreakable " – weil wir dieselbe Vision haben. Das zeigt sich auch in der Musik. Wenn du die hörst, sagst du instinktiv: "Wow, das ist Wahnsinn." Und meiner Meinung nach ist sie viel besser als "Never Gone". Das bestand ja eigentlich nur aus zusammen gewürfelten Stücken. Trotzdem hat es sich drei Millionen Mal verkauft, was eine starke Leistung ist.
Die Backstreet Boys in den 90ern: "Das waren schon verrückte Zeiten."
1LIVE: Seht ihr euch eigentlich noch als Boyband? Passt der Begriff mit Ende 20 oder Anfang 30 noch?
Nick Carter: Die Leute sollen uns nennen, wie sie wollen. Sie können Boyband sagen oder Männer-Band. Das ist egal. Der Begriff stammt ja ursprünglich aus Europa, weil ihr dieses Boyband -Ding hattet, und von da aus hat er sich auf die ganze Welt übertragen. Wir mussten uns damit arrangieren, obwohl wir uns dabei nicht sonderlich wohl gefühlt haben. Denn wir wurden ständig von irgendwelchen Leuten aufgezogen. Aber letztlich zeugt die Tatsache, dass wir überhaupt als etwas bezeichnet wurden, doch davon, dass wir einen gewissen Eindruck hinterlassen haben.
1LIVE: Vermisst du das Verrückte der 90er? Oder ist das heute, da alles etwas ruhiger ist, angenehmer, ein Backstreet Boy zu sein?
Nick Carter: Ich finde das angenehmer – definitiv. Einfach, weil dieser Rummel zur Sucht werden kann. Und weil es viel gesünder ist, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Obwohl: Natürlich ist da auch diese Sache, die du vermisst. Ich meine, wir erinnern uns immer gerne: "Weißt du noch, als dies oder das passiert ist?"
1LIVE: Wie verrückt war das Ganze?
Nick Carter (lacht): In Deutschland sind uns die Fans hinterher gefahren, haben Hotels belagert, sind über Autodächer marschiert oder haben sich an fahrenden Bussen festgehalten. Solche Sachen … Und erinnerst du dich noch an Diddles? Das waren so ausgestopfte Stofffiguren. Von denen haben wir wahnsinnig viele bekommen. Also, das waren schon verrückte Zeiten.
So sehen die Backstreet Boys heute aus: Nur noch zu viert, dafür aber cooler.
1LIVE: Wie geht es weiter? Unternehmt ihr eine Welttournee?
Nick Carter: Definitiv! Los geht es im Januar in Japan. Anschließend stehen Europa, Südamerika, Kanada und die USA auf dem Programm.
1LIVE: Was erwartet uns da?
Nick Carter: Wir planen etwas ähnliches wie für "Millennium " und "Black And Blue". Denn wir wollen wieder große Hallen und Stadien füllen, und eine umwerfende Show auffahren. Was das betrifft, sind wir ja am besten: Wir machen nicht nur gute Musik, wir liefern auch eine Performance ab, bei der du richtig unterhalten wirst. Und das haben die Leute immer geliebt. Egal, ob von Britney, N´Sync oder von uns. Das war eine Zeit, als es noch richtige Shows gab.
1LIVE: Und das vermisst du heutzutage?
Nick Carter: Das ist nicht mehr da. Und deshalb liegt es an uns – wir versuchen, das wieder auf die Bühne zu bringen.
1LIVE: Nick, im Vergleich zu früher hältst du dich privat ziemlich bedeckt. Eine bewusste Entscheidung?
Nick Carter: Auf jeden Fall! Deswegen habe ich ja auch in dieser Reality-Show mitgemacht ("The House Of Carters"), die mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hat. Eben über alles, was in den letzten Jahren mit mir passiert ist. Und deshalb bin ich abgetaucht. Also ganz bewusst. Ich wollte ein bisschen mehr Zeit für mich haben und mein Gewicht unter Kontrolle kriegen.