Daniel Wirsching von der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ traf sich mit Howie, um mit ihm über die Musik der Backstreet Boys, den Vergleich mit „Take That“ und natürlich sein Leben als Familienvater zu sprechen. Aber lest am besten selbst!
Ein völlig neues Gefühl für Backstreet Boys Sänger Howie Dorough
Alkohol, sinkende Verkaufszahlen, Trennungsgerüchte. Fans der Backstreet Boys hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht mit ihren Helden. Zuletzt schockte sie die Nachricht: „Brian ist krank. Schweinegrippe!“ Doch keine Angst: Brian Littrell geht es besser, das aktuelle Album „This is us“ erinnert an einstige Glanztaten und eine Konzerttour führt die Jungs durch Europa. Alles ist gut. Howard Dwaine Dorough, „Howie“, findet sogar: „Mein Leben ist jetzt komplett.“ Er wurde im Mai Vater. James Hoke heißt der jüngste Backstreet Boy.
Ihr neues Album „This is us“ klingt stark nach den frühen Backstreet Boys. Zurück in die 90er!
Dorough: Wir haben tatsächlich wieder ein reines Pop-Album gemacht. Wir dachten: Das ist der Sound, der uns unseren Erfolg gebracht hat.
Haben die Backstreet Boys damit zu einem eigenen Sound gefunden? Sie haben in der Vergangenheit ja ein wenig experimentiert, auch mit etwas rockigeren Klängen.
Dorough: Die Backstreet Boys können eigentlich alles singen: Country, Rock, Latin. Der Sound auf „This is us“ ist aber der Sound, der am besten zu uns passt.
Sie sind 36. Mal ehrlich: Fühlen Sie sich nicht zu alt für eine Boygroup?
Dorough: Wir haben uns nie als Boygroup verstanden. Und ich fühle mich definitiv nicht zu alt, um ein Backstreet Boy zu sein. Ich hoffe, ich kann das noch machen, wenn ich hundert bin.
Die Backstreet Boys werden immer die Backstreet Boys bleiben.
Dorough: Genau. Wie die Pet Shop Boys oder die Beastie Boys. Die wurden übrigens nie nach ihrem Bandnamen gefragt. Ihnen wurde auch nicht nahegelegt, ihn zu ändern. Warum sollten wir das also tun?
Andere Boygroups sind nach ein paar Jahren auseinandergebrochen, die Backstreet Boys nicht. Warum?
Dorough: Wir reden viel miteinander. Natürlich haben wir nicht bei allen Dingen dieselbe Meinung. Jeder von uns will Recht haben und sich durchsetzen. Daher darf ein Kompromiss nicht wie eine Niederlage für einen von uns aussehen.
Take That sind wieder vereint und gehen auf Tour. Nerven Sie die Vergleiche mit Ihren Dauer-Konkurrenten?
Dorough: Wir werden nicht mehr so oft mit ihnen verglichen wie früher. Aber hey, wir empfinden solche Vergleiche als Komplimente. Take That sind unheimlich erfolgreich.
Die Erfolgsgeschichte der Backstreet Boys begann in Deutschland. Wie erklären Sie sich das?
Dorough: Wir haben das nicht geplant. Anfang und Mitte der 90er Jahre war die Zeit in den USA nicht reif für eine Band wie die unsere: Es gab Grungemusik, Rap, Rock. Unser damaliger Manager hatte dann die Idee mit Deutschland - und überraschenderweise klappte es dort.
Ist die Zeit erneut reif für die Backstreet Boys?
Dorough: Ich hoffe es. Mit unserer Karriere ist es wie beim Wellenreiten. Es geht auf und ab.
„Straight through my heart“, die erste Single von „This is us“, stieg gerade einmal auf Platz 22 der deutschen Charts ein. Enttäuscht?
Dorough: Nein, das ist großartig. Besser als Platz 23! Wir sind nicht auf den schnellen Erfolg aus. Und: Wir machen unsere Alben für die ganze Welt, und in jeder Ecke der Welt läuft es eben etwas anders.
Vor ein paar Monaten wurden Sie Vater.
Dorough: Es ist wirklich ein Segen. Ich bin ein stolzer Vater und nehme meinen Sohn mit auf Tour. In seinem Alter ist das kein Problem: Er rennt noch nicht herum und macht noch nicht all die verrückten Sachen, die Kinder eben machen. Er isst, schläft und muss aufs Klo. Perfekt.
Dorough: Mein Leben ist jetzt komplett. Ich habe eine wunderschöne Frau, ein Kind, eine liebevolle Familie, eine großartige Karriere und einige meiner besten Freunde arbeiten mit mir zusammen.
Wie klappt das Windelwechseln? Ich meine: Es stinkt doch gewaltig, oder?
Dorough: Oh ja. Ich hab sie ein paar Mal gewechselt, aber zum Glück kümmert sich meine Frau meistens darum.
Zum Schluss ein völlig anderes Thema: Barack Obama.
Dorough: Es ist großartig, dass er den Friedensnobelpreis erhält. Er bekommt ihn für das, was er darstellt. Er ist einer, der das Beste für die Welt will.
Für viele Deutsche ist er ein Popstar.
Dorough: Ein Popstar? Er ist eher ein Rockstar!
Was ist denn da der Unterschied?
Dorough: Ein Rockstar ist größer, bedeutender als ein Popstar.
Na, wenn das so ist: Würden Sie sich ebenfalls als Rockstar bezeichnen?
Dorough: Ich würde gerne so bezeichnet werden. Das wäre nett. (lacht laut)
Das Interview führte Daniel Wirsching