BACKSTREET BOYS FOREVER
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 YOU`RE THE ONE FOR ME

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BeitragThema: YOU`RE THE ONE FOR ME   YOU`RE THE ONE FOR ME EmptyMi Sep 28, 2011 3:11 pm

YOU`RE THE ONE FOR ME

Kapitel 1

Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
„Hallo, ihr erleuchteten Hörerinnen und Hörer von Radio Humbug, das gesamte Team wünscht Euch wünscht euch allen einen wunderbaren guten Tag hier aus dem gläsernen Studio der Hamburger Innenstadt, vor dem gerade ein herrlicher Regenschauer nieder geht“, jodelte Annas Vater breit grinsend ins Mikrofon „Wie ihr sicher alle wisst, haben wir heute unseren BSB Tag. Und für alle, denen das nichts sagt: BSB ist nicht die Rinder-, sondern eine Kinderseuche, ha-ha-ha, denn BSB steht für Backstreet Boys und deren neue Singel werden wir gleich und ganz exklusiv vorstellen. Aber vorher noch ein kleiner Scherz am Rande: Kommen die Backstreet Boys auf die Bühne und singen!“
Beifallheischend sah der Moderator zu seiner Tochter Anna und deren Freundin Lena-Marie herüber, die heute einmal ausnahmsweise mit ins Studio gedurft hatten, um gemeinsam mit der Tourpromoterin der BSB, Stephanie Erenschwendner – eine ziemlich flippige Tante – die Fachjury für das große BSB-Gewinnspiel zu bilden.
Und jetzt das! Annas Vater Stephan Geller verspottete die Beste Band der Welt! Die beiden Girls starrten Stephan ausdruckslos an; immerhin hatte er ihnen tausendmal eingebläut, dass sie keinen Mucks von sich geben dürften, solange er auf Sendung war.
Stephan Geller konzentrierte sich wieder auf seine Moderation. „Ich meine, ist ja klar: Typen, die so gut aussehen und so gut tanzen wie die Backstreet Boys – die können mit Sicherheit nicht auch noch selber singen, oder? Aber das wird noch zu klären sein...“ „Vorsichtig warf er wieder den Blick in Richtung seiner Tochter. Er hatte wirklich eine Scherz machen und nicht etwa, die zigtausend BSB Fans, die seine Sendung hörten, verärgern wollen. Aber wenn Anna schon so guckte, dann war der Witz wohl nicht so witzig gewesen. Vielleicht hätte er probieren sollen mit: Sagt ein Backstreet Boys im Interview etwas Sinnvolles - den fand er nun superwitzig!
„Aber dazu später mehr“, fuhr er fort. Zuerst einmal spielen wir für euch alle dort draußen in Kuschelstimmung den Schmusesong der Backstreet Boys, Quit Playing Games (With My Heart)!“
Erleichtert zog Annas Vater den roten Regler für das Mikro zu sich heran und starte gleichzeitig den CD-Player.

„Quit playing games with my heart
before you tear us apart…”

Der Song war an sich gar nicht mal so schlecht, fand Stephan Geller, obwohl er in mittlerweile nun doch etwas zu oft gehört und natürlich auch selbst gespielt hatte. Aber trotzdem: So schlecht war die Band eigentlich gar nicht …
„Sag mal Papa, was soll das denn?“ fauchte ihn in diesem Moment Anna an, kaum dass das rote „On Air“ –Licht erloschen war. „Was hast du denn bitteschön gegen die Boys? Und wenn du sie wirklich so doof findest, warum machst du dann ein Special über sie?!“
Wild funkelten ihre Augen, und mit einer energischen Handbewegung strich sie sich das dunkle Haar aus der Stirn. In solchen Augenblicken war Stephan Geller unglaublich stolz auf seine Tochter: Erst 14, und doch voller Power und Energie, und mutig noch dazu. Hier im Sender gab es kaum jemanden, der ihm widersprach, weil seine Sendung einfach so erfolgreich war – und wer Erfolg hat, der hat recht. So einfach war das in der Welt der Erwachsenen. Aber für Anna sah das anders aus: Wenn jemand die BSB schlecht machte, hatte er Unrecht – oder musste jedenfalls eine verdammt gute Begründung liefern. Ganz egal wer oder was er war!
„Tut mir leid, Anna“, sagte Stephan Geller und hob beschwichtigend die Hände. „War nicht so gemeint. Ich fand`s echt ganz witzig, und…“
„Also, ich fand`s gemein“, unterbrach Anna ihn, und ihre Freundin Lena nickte zustimmend. Lena-Marie hatte blondes Haar und immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen, war aber weit weniger energischer als Anna. Vielleicht passten die beiden Mädchen genau deswegen so gut zusammen.
„Gut. Okay.“ Überzeugt.“ Stephan Geller war schließlich niemand, der um jeden Preis recht behaltne musste. „Passt auf, ich mache das wieder gut.“ Er lächelte seine Tochter an, weil er wusste, dass ihr das, was er sich gerade hatte einfallen lassen, gefallen würde.
Stephanie Ehrenschwendner, die deutsche Tourpromoterin der BSB, hatte die ganze Zeit über ruhig dagesessen. Dabei hatte Geller eher befürchtet, dass sie Ärger machen würde, wenn er die BSB nicht im allerbesten Licht erscheinen ließe. Mit ihrer weiten Kordhose, dem blauen Ralph-Lauren Hemd und den dicken Wanderstiefeln sah sie zwar auf charmante Art niedlich aus, aber ihr stahlharter Blick ließ keine Zweifel daran, wer hier der Boss war. Und dann noch diese Riesennase. Und eine Stimme wie ein Nebelhorn! Dazu eine ungefähr tornistergrosse „Handtasche“.
„Muh! Machte die Handtasche.
Und noch einmal Muh!“
„Mist“, murmelte Stephanie und begann, in ihrer Tasche herumzukramen. Dabei verschwand ihr Arm bis fast zur Schulter in dem Riesenteil.
„Muh!“
„Da ist es ja“. Sie zog ein grellgrünes Handy aus der Tasche und drückte auf eine grellorangenen Knopf. „Ja?“ meldete sie sich.
Geller warf einen Blick auf die Restzeitanzeige des CD-Players. Noch 18 Sekunden „Quit plaing Games“, dann musste er wieder auf Sendung gehen.
Er winkte Stephanie, um sie auf sich aufmerksam zu machen, Zeigte auf die Zeitanzeige, auf ihr Telefon, auf die Studiotür. Sie nickte und verlies eilig den Senderaum.
Geller zog den Mikrofonregler fünf Sekunden vor Schluss wieder auf und verkündete: „So, das waren also die allseits bekannten und beliebten Backstreet Boys mit einem Song, der uns alle in der kalten Frühlingszeit die Herzen und vielleicht auch anderes gewärmt hat. Und nun muss ich Abbitte leisten. Ich habe eben einen Scherz über die Backstreet Boys gemacht und damit möglicherweise die Gefühle einiger Hörer und vor allem Hörerinnen verletzt. Das war nicht meine Absicht. Und“ – er grinste frech in Annas Richtung – „ich habe sogar Zeugen dafür, dass ich persönlich auch überhaupt gar nichts gegen die Backstreet Boys einzuwenden habe. Denn in unsere heutige BSB-Fachjury sitzt unter anderem meine innig geliebte einzige Tochter Anna, und sie wird sicher bereit sein, im dienste der Wahrheitsfindung auszusagen. Das bist du doch Anna, oder?“
Geller schob jetzt einen weiteren roten Regler nach oben und gab damit Annas Clipmikrophon frei.
Anna nickte.
„Du warst in zu vielen Fernsehshows, meine liebe“, neckte ihr Vater sie. „Da reicht es, zu Nicken. Aber im Radio musst du schon etwas sagen…“
Anna wurde rot. „Ja“, sagte sie.
„Gut. Das freut mich. Dann werden wir jetzt zur doppelten Ehrenrettung schreiten, meiner und der der Backstreet Boys“ fuhr Geller fort. „Habe ich dir je verboten, und furchtbar laut die Backstreet boys zu hören?“ fragte er.
„Nein“, entgegnete Anna, die nun schon wieder anfangen musste zu grinsen. Ihr Vater war schon so ‚ ´ne Marke, echt ein ganz ungewöhnlicher Typ. Er redete sich manchmal fast um Kopf und Kragen, aber dann kriegte er im letzen Moment doch immer noch die Kurve. Er konnte eben verdammt gut mit Menschen umgehen.
„und hatte ich irgendwelche Einwände, als im letzen Herbst eine Backstreet boys Party die Grundfesten unserer kleinen Behausung erzittern ließ?“
Anna lachte. „Nein, hattest du nicht. Und ich kann mich sogar noch daran erinnern, wie du zu „Get down“ auf dem Tisch getanzt hast!
Jetzt war Geller damit dran, leicht zu erröten. „Nun ja“ gab er zu, „das war zur vorgerückten Stunde…“ Er fasste sich wieder, regelte Annas Mikrofon herunter und wandte sich wieder direkt an seine Hörer. „Wie dem auch sei, ein Dankeschön also an unsere Expertin und noch mal Entschuldigung an alle da draußen, die sich von mir auf den Schlips getreten fühlten.“
Er machte eine kurze Pause, strich sich wieder mit der rechten Hand durch die Haare und warf einen kurzen Blick zum Studiofenster hinaus. Dort draußen vor dem gläsernen Studio tummelten sich trotz Kälte und Regen sicherlich siebzig oder achtzig Teenager, und das nur weil hier und heute die neue Singel der Backstreet Boys erstmalig und exklusiv vorgestellt würde. Er lächelte und winkte hinaus, dann fuhr er fort:
„Nun wollen wir die Spannung noch ein bisschen steigern. Wie ihr wisst, spielen wir hier und heute exklusiv die neue Singel der Backstreet Boys, und wir werden davon außerdem zehn Exemplare verlosen, selbstverständlich alle handsigniert und außerdem gibt’s bei uns auch noch Tickets für das ausverkaufte Hamburg Konzert zu gewinnen. Wie ihr an diese Herrlichkeit herankommt, was dafür zu tun ist, erfahrt ihr nach dem nächsten Titel!“
Klick und schon lief “We’ ve got it goin’ on”.

“We’ve been waiting so long
just can’t hold it back no more.”

Tatsächlich in dem Song – ihrer ersten Singel – beschrieben die Boys wirklich ihre ganz eigene Situation, brachten ihren Wunsch nach großem Erfolg zum Ausdruck. Anna hatte ihm das irgendwann mal erklärt, oder hatte er das aus dem BSB Video aufgeschnappt, das seid weihnachten täglich ungefähr tausendmal über die heimische Fernsehbildschirme flimmerte.
Kaum war das rote Licht erloschen, das oberhalb der Studiotür signalisierte, dass Geller auf Sendung war, kam die Ehrenschwendner wieder herein. Geller deute auf ihr Handy. „Nettes Ding, mit dem Muhen, aber können sie es bitte hier im Studio ausschalten?“ bat er.
Stephanie nickte. „Klar, hab ich schon. Tut mir leid“, sagte sie. Und: „Das war gerade das Deutschland Management der Backstreet boys. Sie möchten sich bitte für die unschöne Falschinformation und den gemeinen Witz entschuldigen – und zwar live – sonst darf ich ihnen die neue Singel nicht zur Verfügung stellen“. Sie zog die Augenbrauen hoch und schnitt eine Grimasse. „Tut mir leid, ich finde das etwas übertrieben, aber die achten schon sehr auf das Image der Jungs.“
Bevor Geller den Mund aufmachen konnte, sagte Anna: „Das hat Papa schon getan, gerade als Sie draußen waren. Er hat sich entschuldigt und gesagt, dass er die Boys gut findet. Und ich hab’ erzählt wie er zu „Get down“ auf dem Tisch getanzt hat.“
Stephanie schaute vom Vater zur Tochter, lächelte und nahm wieder ihren alten Platz ein. „Dann ist ja wohl alles in Ordnung“, sagte sie, versenkte das Handy in ihrem Überseegepäck, wühlte eine Weile darin herum und holte schließlich ein DAT-Band hervor.
Sie hielte Geller die kleine Kassette hin. „Hier. Für eine CD hat die Zeit nicht mehr gereicht.“
Er betrachtete das Band von allen Seiten. Nichts. „Und wie heißt das schöne Stück?“ fragte der Moderator.
„Das darf ich noch nicht sagen“, entgegnete die Promoterin.
„Großer Gott, so einen Aufstand macht ja sonst nur Prince um seine Veröffentlichungen“, stöhnte Geller.
Anna runzelte die Stirn und sagte: „Der heißt nicht mehr Prince, Papa“.
„Schon gut, schon gut. Und wer sagt nun wann den Titel des Stückes an?“ erkundigte sich Geller. „Oh ich weis schon… Wir machen da’ne ganz hippe Sache draus, passt auf. Lasst mich nur machen.“ Als hätte irgendjemand bisher versucht, ihn aufzuhalten!
Kaum war „We’ve got it goin on“ zu Ende, ging Geller wieder auf Sendung.
„So, und nun steigen wir ein in das wohl heißeste und schwierigste Backstreet boys-Quiz Deutschlands. Und damit die Preise auch wirklich an jenigen gehen, die etwas davon haben – die echten Fans! müsst ihr sie euch verdienen. Ruft uns an und beantwortet eine von unseren Insider-Fragen! Und zwar richtig, also ich meine, beantwortet sie nicht nur, sondern beantwortet sie richtig, und schon habt ihr eines von Zehn Tickets oder eine von zehn Maxi CDs gewonnen! Und zum Trost gibt’s für alle die nichts gewinnen, doch einen Gewinn: jeweils ein BSB-Tourshirt! Also, nichts wie ran an die Telefone, denn bei uns ist jeder Anrufer und jede Anruferin ein Sieger!“
In dem durchsichtigen Telefon auf dem Studiotisch blinkte die blaue Neonlampe. Nicht, dass dieses Telefon zu irgendetwas nütze gewesen währe- im Studio dürfte es nicht einfach klingeln, und Geller nahm die Anrufe ohne hin über seinen Kopfhörer entgegen. Aber so konnten auch die Zuschauer vor dem gläsernen Studio sehen, dass nun tatsächlich jemand anrief. Zwar wurde natürlich ohnehin die ganze Sendung nach draußen übertragen, aber irgendwie wollte man ja auch einen zusätzlichen Anreiz bieten. „Radio zum Fernsehen“, hatte Geller das mal genannt und mehrere Kleinigkeiten vorgeschlagen – wie das nutzlos blinkende Telefon -, die den Ablauf einer Sendung optisch interessanter machen.
Außerdem hatte er gemeinsam mit dem Sendeleiter von Radio Humbug eine Kleiderordnung für Moderatoren entwickelt, die mit dem Image des Senders harmonierte. Wenig später hatten er und seine Kollegen eine saftige Gehaltserhöhung gefordert, um die gestiegenen Klamottenkosten auszugleichen. Das nannte man im Hause Geller „Showbusiness…“
Geller drückte nun auf einen gelb blinkenden Knopf im Reglerpult und meldete „Radio Humbug, Stephan Geller hier, wer haben wir am Apparat?“ Eine Mädchenstimme antwortete: „Hier ist Tini aus Wentdorf, ich bin ein großer Fan der Backstreet Boys und hoffe, dass ich die neue CD gewinne, weil ich schon ein Ticket für das Konzert habe.“ Geller strahlte zufrieden. Wunderbar, genau solche Anrufe brauchte er.
„Gut dann legen wir mal gleich mit der ersten Frage los.“
Geller warf einen Blick auf den Zettel mit den dreißig Fragen, die Anna und ihre Freundin Lena-Marie für ihn ausgetüftelt hatten. Wozu sollte er schließlich einen Redakteur diese Arbeit machen lassen, wenn die beiden Mädchen ohnehin alle Fakten über die Band auswendig konnten und sich zudem noch riesig gefreut hatten, an dem Quiz mitarbeiten zu dürfen?
Er ließ den Finger über die Zeilen gleiten. Tini klang jung, da sollte sie nicht gerade die erste Frage abbekommen… Die hier war nicht schlecht: „Hier Frage siebzehn. Nenne uns die Namen aller Bandmitglieder in alphabetischer Reihenfolge“, forderte er die Anruferin auf.
„Ähm, A.J., Brian, Ni… nein, Moment… Howie, Kevin und Nick“, antworte Tini zögernd.
„Was sagt unsere dreiköpfige Fachjury dazu?“ erkundigte sich Geller und schaute hinüber zu Anna, Lena und Stephanie. Gleichzeitig schaltete er ihre drei Mikros frei.
Die drei sahen einander an und nickten. Schließlich sagte Lena schüchtern: „Das war
„richtig.“
Komisch, Annas beste Freundin war wirklich ganz anders als seine Tochter – es wunderte Stephan Geller immer wieder, was Anna eigentlich an der schüchternen Lena-Marie fand.
Er hatte auf seinem eigenen Fragebogen schon längst kontrolliert, dass die Lösung stimmte, und verkündete nun strahlend: „Ja Tini, das war tatsächlich richtig, wenn auch“ – er senkte verschwörerisch die Stimme – „an einer Stelle ganz knapp. Aber richtig ist richtig, und damit gehörst du zu unseren Siegerinnen. Bleib bitte am Apparat damit die Redaktion deine Adresse aufnehmen und dir die neue Maxi der Backstreet Boys zuschicken kann.“
Mit einer Handbewegung deutete Geller dem Tontechniker an, den nächsten Anrufer durchzustellen, Kerstin aus Lohbrügge, die gerne ein Ticket für das ausverkaufte Konzert gewinnen wollte.
„In Ordnung, wollen mal sehen, was wir für dich tun können. Kennst du dich gut mit den Boys aus?“
„Ja.“
„Richtig gut?“
„Ja“.
„So wirklich richtig obergut?“
„Ja, ich glaube schon“.
„Okay, dann kriegst du jetzt eine mehrteilige Materfrage“, sagte Geller. „Frage acht, Teil eins: In welcher Stadt begann die Karriere der Backstreet Boys?“
„Orlando, Florida“.
„Was sagt die Jury?“ fragte Geller.
Anna sagte das stimmt.
„Gut dann weiter. Frage acht, Teil zwei: Drei der Boys lernten sich in Florida kennen, in Orlando eben. Und zwei Bandmitglieder stammen aus einer anderen Stadt. Aus welcher – und wehr kommt woher“?
„Puh…Also A.J., Nick und Howie D. haben sich in Orlando bei Castings kennengelernt“, begann Kerstin. „Also müssen es Brian und Kevin sein, die aus der anderen Stadt kommen. Und das war, mein Gott wie heißt das noch… Also der Staat hieß, wie diese Fastfood Restraunts, Kenntucky Fried Chicken, also Kenntucky, meine ich, und die Stadt, die Stadt… Lexikon kann das sein?“
Bevor Geller einen Ton sagen konnte, mischte sich Stephanie Erenschwendner ein: „Ich finde, das gilt. A.J., Howie und Nick kennen sich tatsächlich aus Orlando, und Brian und Kevin kommen aus Lexington, und ich fand die Antwort echt in Ordnung. Was meint ihr?“ Sie sah Anna und Lena an. Die beiden Girls nickten. Doch, die Frage war verdammt schwer gewesen, und die Antwort gut genug.
„Prima, unsere Jury ist sich einig“, konnte Geller der begeisterten Kerstin berichten. „Du hast ein Ticket für die ausverkaufte „Backstreet-Boys-Show in der Hamburger Sporthalle gewonnen!“ Er drückte auf einen weiteren Knopf, um Kerstin ins Redaktionssekretariat durchzustellen, und nahm den nächsten Anruf entgegen.
„Welcher Markenartikelhersteller hat die Backstreet Boys für das offizielle Picture Book ausgestattet?“ „Richtig, H&M das ist uns eine Maxi wert!“ „Welche Haarfarben haben die Backstreet Boys?“ „Genau, Nick ist blond, die anderen haben dunkle … Augenblick, da meldete sich die Jury zu Wort! Ja, Stephanie?“
Die Tourpromoterin fuhr sich lächelnd durch die blondgesträhnte Mähne und ergänzte: „Das ist leider nicht mehr richtig – A.J. hat seid kurzem auch blonde Haare.“
„Tja, dann können wir dafür leider nur eines unseren wunderschönen Tourshirts anbieten“, befand Geller. „Ich hallte das jetzt nochmals hoch, nagelneu, hat hier noch keiner gesehen, und ich zeige es jetzt mal den Fans da draußen vor dem gläsernen Studio…“ Er faltete das Shirt auseinander und hielt es in Richtung Glasscheibe. Dabei zog er den Regler für das Aussenmikrofon hoch und fing das Johlen und Kreischen der Fans ein, als diese ein bisher unveröffentlichtes Foto ihrer Band auf dem Tourshirt zu sehen bekamen. „Wie gesagt, das Shirt ist wirklich sehr schön und dir hoffentlich mehr als nur ein kleiner Trost. Es ist übrigens auch ziemlich lang, und kann es durchaus auch als Nachthemd oder Kuschelshirt tragen, wenn man klein genug ist…“
„Gut, als noch ein Anrufer noch ein Gewinn, und dann… Naja, dann kommt das, worauf wir alle schon so lange gewartet haben: Die neue Singel der Backstreet Boys, exklusiv auf Radio Humbug!“ Ein Druck auf den gelben Blinkeknopf. „Wen haben wir dran?“ –„Gut, die nächste Frage ist: Wie erholen sich die Backstreet Boys von den Strapazen ihrer Tournee, wie schaffen sie es, fast täglich auf der Bühne zu stehen und alle Songs live zu singen?“ Geller musste grinsen. „Hey, also, für alle, die schon den Anfang unserer Sendung gehört haben: Die Jungs singen offensichtlich wirklich live, denn die Frage hier stammt nämlich aus den bekanntermaßen gut informierten kreisen!“ – „Genau, die Jury nickt, das war also die richtige Antwort: Mit viel Vitaminen und viel Schlaf halten sich die Jungs auf den Beinen, und der Gesangslehrer Doc Holliday hat ihnen beigebracht, wie sie ihre Stimme schonen, hervorragen! Dafür können wir guten Gewissens eine unseren raren Konzertkarten verschenken, viel Spaß also dann live – und wirklich live! – mit den Backstreet Boys!“
Geller lehnte sich in seinen Stuhl zurück und zog alle Mikroregler nach unten, bis auf seinen eigenen. „Und nun darf ich um euer aller geschätzte Aufmerksamkeit bitten, denn wir präsentieren jetzt ganz exklusiv auf Radio Humbug die neue Singel der Backstreet boys, die so exklusiv ist, dass nicht einmal ich weis wie sie heißt. Aber- dafür haben wir ja unsere Fachfrau Stephanie Ehrenschwendner im Studio, die Tourpromoterin der Backstreet boys, die uns alle Geheimnisse der Jungs verraten wird. Zum Beispiel den Titel der neuen Singel, die natürlich und ganz unzweifelbar ein Hit werden wird! Stephanie bitte.“
Geller schaltete sein Mikro aus, gab Stephanies frei, wahrte ihre Ansage ab und startete dann den DAT-Recorder. Wie gut, dass es diese kleinen Bänder gab – früher hatte man sich bei solchen Vorab-Präsentationen mit rauschenden Compactcassetten behelfen müssen; mittlerweile liefern die kleinen Bändchen erstklassige digitale CD-Qualität.
Aber das Entscheidende war natürlich der Song und der war nun wirklich erste Sahne! Selbst Geller, der in seinen langen Jahren als Radiomoderator hunderte von guten Bands hatte kommen und gehen sehen, war beeindruckt.
Anna und Lena-Marie lauschten entzückt. Draußen vor dem Fenster des gläsernen Studios war die Hölle los: Die Fans wiegten sich im Rhythmus der Musik, tanzten, sangen dein eingängigen Refrain mit. Eine supertolle Backstreet-Boys-Party direkt vor dem Studio von Radio Humbug war im Gange, mitten in der kalten, verregneten Hamburger Innenstadt. Geller war stolz und froh, den BSB-Fans diesen ganz offensichtlich wunderschönen Moment verschafft zu haben.
Als der letzte Ton verklungen war, schaltete Geller noch einmal auf das Aussenmikrofon und nahm den tosenden Beifall und das begeisterte Kreischen der Fans dort draußen auf Sendung. Anschliessend verloste er noch die restlichen Tickets und Maxi- Singels und spielte die anderen Hits der Backstreet Boys, „Get Down (you’re the one fore me),“ „Any where for you“ und „Ill never break your heart.“ Ausserdem hatten Lena und Anna ihn gebeten, ihren Lieblingssong der BSB ins Programm zu nehmen, „Just to be close to you“, ein ganz sanftes zärtliches Liebeslied.
Geller war ganz erstaunt, wie viele BSB-Fans es doch unter seinen Hörern zu geben schien – bis auf eine einzige Frage konnten im Folgenden alle richtig beantwortet werden, und auf diese Frage, wusste nicht einmal Geller die Antwort.: „Donna und Johny Wright, die Manager der Backstreet boys, haben schon einmal internationalen Erfolg mit einer Boy-Band gefeiert – mit welcher und wie heissen ihre größten Hits?“
Die Antwort währe gewesen: New Kids On The Block, und deren Hits heißen „You Got it“, I`ll be loving“ und „Step By Step“… aber das war schon Jahre her, sogar noch vor Thake That!

Nach der Sendung ging Geller und seine Jury noch in der Nähe in einem angesagten Thai-Restaurtant essen. Das hatte er Anna und Lena-Marie also „Honorar“ versprochen (abgesehen natürlich von der Ehre, an seiner Sondersendung über die Backstreet boys mitwirken zu dürfen), und bei dieser Gelegenheit, wollte er mit Stephanie Erenschwendner dann noch die Details für die gemeinsame Präsentation einiger BSB Konzerte absprechen.
Anschließend brachten sie Stephanie noch zum Flughafen und dann fuhr er mit den Girls nach Hause. Im Studio und beim Essen waren Anna und Lena ganz still gewesen, aber im Auto waren sie dann doch noch aufgetaut und hatten die Tourpromoterin mit tausend Fragen über die Boys bestürmt: Was essen sie, wo wohnen sie, wann kommen sie, sind sie wirklich so nett, hat einer von ihnen eine Freundin, können wir sie vielleicht mal treffen?! Stephanie hatte geduldig Rede und Antwort gestanden.
Auf der Heimfahrt fragte Anna dann plötzlich: „Papa, sag mal… wenn wir ein Interview mit den Backstreet Boys kriegen, würdet ihr das dann senden?“
Und Annas Vater sagte, ohne weiter nachzudenken: „Ja, klar warum nicht?“
Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er damit anrichtete!
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BeitragThema: Re: YOU`RE THE ONE FOR ME   YOU`RE THE ONE FOR ME EmptyMi Sep 28, 2011 3:13 pm

Kapitel 2

„… wirklich senden?“ fragte Jenny ganz aufgeregt. „Natürlich“, bestätigte Anna zum mindestens vier hundertsten mal. „Er hat uns sein Wort gegeben, und was mein Dad verspricht, das hält er auch.“ Diese ungläubige kleine Tomate Jenny, wie so konnte sie nicht einfach zufrieden damit sein, dass sie nun die allerbesten Chancen hatten, ein BSB-Interview zu machen? Immerhin war Radio Humbug der erfolgreichste Sender in der Hansestadt, und wenn sie ganz offiziell für die ein Interview führen wollten, sollte das auch möglich sein…
„Na gut, und wie kriegen wir das nun hin?“ mische sich Jennys grosser Bruder Peter ein. „Ich meine, die Jungs werden ja nicht gerade bei uns klingeln und…“
In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Anna, Jenny und Peter sahen einander an.
Es klingelte wieder. Der Bann war gebrochen. „Nicht schlecht“, murmelte Anna, warf Peter noch einen schnellen Blick zu und sprang auf. Vor der Haustür standen – es war ja nicht anders zu erwarten gewesen – natürlich nicht die Backstreet Boy, sondern Lena und ihr Freund Ulf. „Hi, schön dass ihr auch mal kommt“, begrüßte Anna die beiden, umarmte Lena fest, wischte Ulf grinsend ein wenig Lippenstift von der Wange und trat zur Seite.
„Und habt ihr schon eine Idee?“ fragte Lena gleich. „Ulf mir und Ulf ist nämlich leider noch nichts richtig gutes eingefallen.“ Sie zuckte bedauernd mit den Achseln.
Peter, der ebenfalls aus Annas Zimmer in den Flur gekommen war, kommentierte spöttisch: „Wahrscheinlich wart ihr mit eueren Gedanken auch ganz wo anders…“
„Nein, waren sie nicht“, sagte Ulf. Er klang irgendwie komisch dabei. „Sie redet die ganze Zeit von nichts anderem als den Backstreet Boys, der neuen Singel, dem Interview…“ Er stöhnte und hob hilflos die Hände, Handflächen nach oben. „Ich war echt froh, dass ich wenigstens ein oder zwei Küsse erhaschen konnte.“
„Hasch mich, ich bin der Frühling“, strahlte Peter und drehte eine neckische Pirouette.
Anna schüttelte den Kopf. Peter war zwar der Spaßvogel der Clique – daher auch sein Spitzname „Funny“ -, aber seine Späße waren nun wahrhaft selten gut. Irgendwie war er ein total guter Kumpel und ein netter Typ, aber irgendwer würde im wohl irgendwann mal sagen müssen, dass es so nicht weitergehen konnte. Erstaunlich eigentlich, dass es ihm gar nichts ausmachte, wie selten jemand über seine Scherze lachte…
„Kommt erst mal rein, ihr beiden“, befand Anna nun und deute in die Richtung ihres Zimmers, wo sie es sich immer auf dem großen Futon bequem machten. Anna hatte ihren Eltern das Zugeständnis abgedrungen, ihr rückenschonendes „Jugendbett“ rauszuwerfen und ein knallrotes Baumwollfuton ausrollen zu dürfen, satte eins vierzig breit, auf dem sie nun ein wahres Kissenparadies gezüchtet hatte. Es war kuschelig-gemütlich, und die fünf trafen sich schon deshalb am liebsten bei Anna, weil sie bei ihr alle kreuz und quer durcheinander liegen und lagern konnten. Ausserdem gab es bei Anna immer irgendwelche Leckereien, weil ihre Mutter halbtags in einem Delikatessengeschäft arbeitete und die Supersnacks zum Sonderpreis mit nach Hause brachte. Peter fragte sich immer wieder, warum Anna noch nicht so fett wie seine Mutter war – wenn die eine Tüte Chips sah, sah man Sekunden später keine Tüte Chips mehr. Wahrscheinlich achtete Anna einfach mehr auf sich…
Zu allem Überfluss verfügte Anna über den ultimativen Luxus: einen eigenen Kühlschrank! Als ihre Eltern hatten die Küche umbauen lassen, war der alte Kühlschrank zu breit für die neue Design-Front gewesen, und nun stand er statt im Partykeller zu verstauben – in Annas Zimmer und war randvoll mit den leckersten Erfrischungsgetränke, Joghurts, und Schokoriegeln. Bei Anna zu besuch sein, war wirklich ein Fest für die Sinne.
„Ulf könntest du vielleicht mal frischen Tee machen?“ bat Anna. Sie wollte ihn einen Augenblick von Lena losreisen, um ihr zu sagen, dass…
„Hilfst du mir?“ fragte Ulf da aber auch schon seine Freundin, und in ihrer trauten Zweisamkeit verschwanden die beiden in der Küche.
Mist! Anna würde es noch ein anderes Mal versuchen müssen. Denn so traut war die Zweisamkeit derzeit wohl gar nicht – langsam schien es Ulf auf die Nerven zu gehen, wie sehr Lena für die Backstreet Boys schwärmte. Und obwohl Anna die Boys ja auch spitzemässig fand, konnte sie ihn schon verstehen. Schließlich wollte er doch die Nummer eins in Lenas leben sein … Aber wozu hatte man eine beste Freundin, wenn die einem in so einer Situation nicht auf die Sprünge half?
Alls schließlich alle wieder in Annas Zimmer versammelt waren und jeder seine Teetasse in der Hand hielt – verwöhnte Bande: für Anna pur, für Jenny mit Zitrone, für Peter mit Zucker, für Lena mit Zucker und Milch und für Ulf nur mit Milch -, sagte Anna: „Also, möglicherweise habe ich da eine Idee.“
Dann schweig sie und nahm erstmal in aller Seelenruhe einen Schluck Tee. Ihr wahr nämlich ganz schön mulmig zu mute, bei dem Geständnis, das sie ihrer Freundin machen würde.
Als das schweigen zu lange anhielt, fragte Peter schließlich ungeduldig: „Komm schon, Anna, nun lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was hast du für Ideen?“
„Ich habe einen Song geschrieben“, platzte es aus ihr heraus, ganz aufgeregt. „Für die Backstreet Boys.“ „Du hast was?“ Fragte Jenny ungläubig.
„Ich habe einen Song geschrieben. Allerdings auf deutsch. Wir müssen ihn noch übersetzen. Aber wenn er euch gefällt, können wir ja versuchen, ihn den Jungs anzubieten, und bei der Gelegenheit können wir ja auch das Interview führen, und … na ja …“
Die anderen schwiegen und sahen sich an.
Anna wand sich unbehaglich auf ihrem Kissen. Wie hatte sie nur so dumm sein können, das jetzt zu sagen? Warum hatte sie nicht einfach den Mund gehalten. Warum hatte sie nicht vorgeschlagen, sich in Miniröcken an die Bodyguards ranzumachen und so in den Backstage-Bereich zu gelangen, oder diese nette Rübennase Stephanie Dingsbums anzurufen, oder …?
„Ist ja irre!“ sagte Funny schließlich. „Ist ja absolut irre. „Singst du uns den mal vor?“
„Was?“
„Den Song. Den Song den du geschrieben hast. Der ist doch zum Singen oder nicht?“ fragte er. „Naja, doch … irgendwie schon.“ Jetzt musste selbst Anna grinsen. Sie zögerte, sprang dann auf. „Na gut, kommt mit.“ Bevor der Mut sie wieder verlies, lief sie ins Wohnzimmer zum Klavier.

Hast du heute
An mich gedacht,
hast du heute schon
mit mir gelacht?

Ich muss nur
deine Augen seh´n
und vor Liebe
untergeh´n.

Du und ich,
das ist das schönste auf der Welt,
du und ich,
du bist mein Held!

Du und ich,
das wird niemals vergeh´n,
du und ich,
das wird besteh´n!


Du bist in mir,
was ich auch tu,
in meinem Denken
bist nur du!

Würd´ alles für dich geben,
alles für dich tun,
um deine Liebe zu erleben,
das ist in meiner Seele nun.

Du und ich,
das ist das schönste auf der Welt,
du und ich,
du bist mein Held!

Du und ich,
das wird niemals vergeh´n,
du und ich,
das wird besteh´n!

Du weißt es noch nicht,
doch wir sind für einander da,
ich weis es genau,
nichts ist so wahr.

Hab dich bloß gesehen,
da wusst ich gleich:
den oder keinen,
du machst mich reich!

Du und ich,
das ist das Schönste auf der Welt,
du und ich,
du bist mein Held!

Du und ich,
das wird niemals vergeh´n,
du und ich,
das wird besteh´n!

Anna schloss die Augen und lies den letzen Akkord verklingen. Einmal hatte sie sich verspielt, so nervös war sie gewesen (obwohl sie das Lied doch schon mindestens hundertmal gespielt und zudem ja auch noch selber geschrieben hatte), aber dann war sie doch wieder hineingekommen und hatte sich schließlich ganz in dem Stück verloren.
Sie dachte dabei immer wieder an Brian von den Backstreet Boys, weil der so einen sympathischen jungehaften Charme mit kraftvoller Energie verband.
Zumindest stellte sie ihn sich so vor.
Die anderen hatten atemlos zugehört, waren ganz still gewesen. Erst als Anna die Finger von den Tasten löste, wurde ihr bewusst, wie leise es war. Und plötzlich begannen Ulf und Peter, Lena und Jenny zu klatschen. Sie waren außer Rand und Band, ganz begeistert. Lena schlang ihr stürmisch die Arme um den Hals, so dass Anna beinahe vom Klavierhocker fiel. „ Das hast du wirklich selber geschrieben, ganz allein?“ fragte sie entgeistert.
Anna nickte stumm.
„Das ist nicht zu glauben!“
Und Jenny sagte leise: „Es ist wunderschön.“ Ihre Augen schimmerten feucht.
Peter bat: „Kannst du es nochmals spielen?“
Und Anna spielte es noch einmal, und dieses Mal sangen ihre Freunde den Refrain gleich mit, sangen mit ihr, sangen ihren Song! Es war ein unbeschreibliches Gefühl, so als würde tief ich Ihrem Inneren eine leuchtend blaue Blume erblühen!
Okay, sie hatte den Song für die Backstreet Boys geschrieben, hatte sogar wirklich vorgehabt, in irgendwie der Band zukommen zu lassen, hatte ganz insgeheim tatsächlich gehofft, dass ihr Lied den Boys vielleicht gefallen würde. Aber das alles hatte sie bislang für sich behalten, hatte nicht riskiert, dafür verspottet zu werden.
Ihre Eltern hatten natürlich keine Ahnung, dass sie einen Song geschrieben hatte, nicht einmal ihre beste Freundin Lena hatte sie davon erzählt. Sie hatte den Text heimlich auf ihrem Zimmer gedichtet, immer wieder leise die Melodie gesummt. Und wenn ihre Eltern mal beide weg waren, hat sie sich im Wohnzimmer ans Klavier gesetzt und die Harmonien ausgetüftelt.
Aber dass ihr Song – ihr Song! – nun tatsächlich auch den anderen, ihren Freunden gefiel, das wahr letztlich mehr, als sie sich wirklich ernsthaft erhofft hatte! Das war echt, was war wahrhaftig, das war der Kracher! Die anderen sangen mit, hatten Spaß mochten ihr Lied!
In Annas Kopf drehte sich alles, ein unbeschreiblich warmes Glücksgefühl erfüllte sie, umhüllte sie. „warte mal, das verstehe ich nicht.“
Mit einem Ruck kehrte sie zurück in die Wirklichkeit. Eine eisige Gänsehaut prickelte über ihren Körper.
„Ganz am Schluss, du machst mich reich, was soll das heißen?“ fragte Ulf. „Dass du dich nur in jemanden verliebst der genug Kohle hat? Ich meine, okay, die Backstreet Boys sind bestimmt nicht arm, aber irgendwie finde ich das … na ja schäbig.“
Lena verdrehte die Augen. „Du verstehst aber auch gar nichts“, sagte sie und knuffte ihren Freund. „Du bist wirklich so unsensibel, so unromantisch! Das ist doch ganz klar, hier ist innerer Reichtum gemeint, nicht Geld, oder? Hab ich recht oder nicht?“ Sie schaute empört Anna an. Die nickte. Lena stieß Ulf wieder in die Seite. „Siehst du! Ich sag´s ja immer, du bist echt ein Klotz.“ Sie redete sich in Rage, schaute jetzt triumphierend in die Runde. „Ich meine, da gehen wir neulich Hand in Hand durch die Strassen, und ich schaue hoch in den Sternenhimmel. Über uns die Sterne, ein leuchtendes, unendliches Band. Und was sagt Ulf? Log, das ist ja auch die Milchstrasse. Empört fügte sie hinzu: „Hat er ja recht, war ja die Milchstrasse, aber…“ Jetzt erst sah sie Ulf wieder direkt an: „Warum kannst du nicht einfach mal den Mund halten und genießen, fühlen dich hineingeben?“
Jetzt hatte Ulf es aber satt, das war ihm deutlich anzusehen. Die anderen standen wie erstarrt und das streitende Pärchen rum.
Ulf wehrt sich: „Und du? Meinst du, du bist besser als ich? Quatscht mich dauernd mit deinen blöden Backstreet Boys voll. Ha! Wenn die so toll sind, dann angel dir doch einen von dehnen. Vielleicht sind die ja romantischer! Was willst du denn schon von einem wie mir!
Lena ballte die Fäuste und hielt dagegen: „Natürlich sind die romantischer als du, da braucht man sich ja nur die Songtexte anzuhören, dann merkt das jeder Blödmann! Aber was hat dass…?“
Sie unterbrach sich. Ulf hatte wutschnauben das Zimmer verlassen, riss gerade seine Jacke vom Hacken und lief schon in Richtung Haustür.
„Du wirst schon noch merken, was du an mir hattest!“ rief er Lena zu, dann knallte die Tür hinter ihm ins Schloss. Betreten sah der Rest der Clique sich an.
Peter zuckte hilflos mit den Schultern, schaute Lena an. „Soll ich mahl mit ihm reden?“ bot er an. Aber es war deutlich zu hören, dass er das – zumindest im Augenblick – eher für nutzlos hielt.
Lena stand da wie versteinert; sicherlich hatte sie gewusst, dass Ulf ein bisschen genervt war von ihrer Begeisterung für die Backstreet Boys aber was hatte das schließlich mit zu tun? Die Boys waren echt klasse Typen, keine Frage, und in ihren Liedern drückte sie genau das aus, was Lena empfand, was wohl jedes Mädchen dieser Welt gerne hören würde – Ulf aber war ihr Freund, war aus Fleisch und Blut, konnte nicht und musste auch nicht perfekt sein. Das hatte sie ihm gerade sagen wollen, dass sie die Boys nicht als Maßstab für sein Verhalten ansah. Und nun war er weg. Einfach so! Hatte die Türe hinter sich zugeknallt!
Eine einsame Träne rollte Lena über die Wange, unwirsch wischte sie sie mit dem Handrücken weg. Sie schniefte einmal, kiff fest die Augen zusammen und sagte tapfer: „Nee Peter lass mal. Wenn er das brauchte dann bitte sehr. Und wenn jemand mit ihm redet, dann sollte wohl besser ich das sein. Aber trotzdem danke.“
Lena öffnete die Augen und versuchte, zu lächeln. „Das wird schon wieder. Ich wahr ja vielleicht auch ein bisschen gemein zu ihm…“
Anna stand auf, legte ihrer Freundin beruhigend den Arm um die Schultern und sagte: „Naja, ein bisschen vielleicht schon, aber so hochgehen hätte er nicht gleich müssen, finde ich.“
Dann schlug sie vor: „Also, wie ich Ulf kenne, muss der jetzt so wieso erst mal’ne Runde durch den Wald rennen.“ Nicht um sonst hatten sie ihm den Spitznamen „Jog“ verpasst, kurz für „Jogger“. „Also können wir uns genau so gut noch’n bisschen zu mir setzen und mal überlegen, wie wir das mit dem Interview hinkriegen, und auf welche Konzerte wir gehen. Und wenn du willst, komme ich nachher noch mit zu Ulf, wenn du mit ihm reden willst, okay?“
„Gut.“ Lena wirkte jetzt etwas ruhiger, obwohl ihr immer noch deutlich anzumerken war, wie sehr Ulfs Ausbruch – und vor allem sein verschwinden – sie mitgenommen hatte.
Also marschierten sie geschlossen in die Küche, kochten noch eine Kanne Tee, plünderten Mutters edle Kecksammlung, und machten es sich schliesslich wieder auf Annas Futon gemütlich.
„Pass auf, ich habe mir das so gedacht“, begann Anna dann und holte den offiziellen Tourplan zur 97er-Tour der Backstreet Boys hervor. „Tickets für Hammburg kriegen wir von meinem Dad, weil Radio Humbug das Konzert präsentiert, das geht also alles klar. Und wenn uns jedes Mal andere Eltern begleiten, können wir noch vier weitere Konzerte besuchen. Soweit okay, oder glaubt ihr, das gibt Probleme?“ Sie sah die andern an.
Peter schüttelte den Kopf und sagte: „Mal abgesehen vom Geld wohl nicht.“
„Tja, dann musst du wohl mal’n bisschen was dazuverdienen“, schlug Lena ihm vor.
Das war ein leidiges Thema zwischen Peter und seinen Eltern, die nun wahrlich nicht einsahen, ihrem sechzehnjährigen Sprössling alles hinten rein zu schieben. Aber er hatte es bisschen recht geschickt angestellt, sich um alle Jobangebote herumzudrücken und im Zweifelsfalle seine Mutter um den Finger zu wickeln und ihr das Geld doch noch abzuluchsen…. Was nun wieder seine Schwester Jenny mehr als ungerecht fand.
„Ja, Ja, wird schon irgendwie gehen“, brummelte er daher nur und sah wiederum Anna an.
„Gut, also planen wir einfach mal. Umschmeißen können wir die ganze Sache ja jederzeit, und außerdem weis ich sowieso nicht für welches Konzert es noch Tickets gibt“; fuhr das Girl fort. „Also, ich dachte mir, wir können ganz am Anfag der Tour nach Hannover fahren, das ist schließlich nicht so weit von hier. Außerdem währe vielleicht noch Kiel und Berlin drin, oder Rostock, aber Berlin währe da doch wohl schon’n ein bisschen spannender. Vor allem haben die Jungs am Tag nach dem Konzert in Berlin einen day off, und da hätten wir wohl bessere Chancen auf ein Interview.“ Sie schwieg nachdenklich.
„Das waren jetzt aber erst drei“, quengelte Jenny.“ „Drei was?“ fragte Anna erstaunt. „Na, drei Städte. Wohin fahren wir denn noch?“
„Sieh mal an, unsere kleine Weltenbummlerin“, neckte Peter seine Schwester. „Ich wage ja sowieso zu bezweifeln, dass unsere Eltern dich auf all diese Konzerte mitfahren lassen. Aber das werden wir ja sehen.“ Er grinste herausfordernd. „Und wenn du ganz brav bist und mir zum Beispiel dein Walkman „leihst“, lege ich vielleicht ein gutes Wort für dich ein.“
„Nur weil du deinen eigenen schon kaputtgemacht hast…“
Anna unterbrach die beiden. Aus Erfahrung wusste sie, dass sich blödsinnige Erpressungs-Dialoge wie dieser bei den beiden über Stunden hinziehen konnten: Wenn-du-mir-dann-ich-dir ….. wie kindisch!
„Als letztes, habe ich mir gedacht, können wir versuchen, nach München oder Bayreuth zu kommen. Bayreuth ist die letzte Station der Deutschland-Tournee, das währe natürlich toll, aber in München haben meine Eltern Freunde, so Fernsehproduzenten, die haben’ne irre grosse Wohnung da könnten wir alle pennen, insbesondere denke ich, da haben wir grosse Chancen. Und billiger wird’s auch.“
Peter nickte nachdenklich. So kalt lies ihn das Thema nun auch nicht: die Tickets, das neue Album, Fahrkosten… da würde er sich schon irgendwas einfallen lassen müssen. Das seine Eltern das nicht alles freiwillig zahlen würden, war klar.
„Und wegen des Interviews würde ich vorschlagen, dass wir es mehrgleisig versuchen. Erstens kann ich versuchen, diese Tourpromoterin anzurufen. „Oh, verdammt!“ Anna schlug mit der flachen Hand vor die Stirn. „Ich hab vergessen, sie nach ihrer Telefonnummer zu fragen.“
„Sehr professionell“, bemerkte Peter bissig.
„Vielleicht hat dein Dad die Nummer?“ schlug Lena vor. „Ja das könnte sein“, meinte Anna nachdenklich. „Naja irgendwie werden wir sie schon erwischen. Ausserdem können wir einfach versuchen, in den Backstagebereich oder ins Hotel zu kommen, wir können ja mit Fug und Recht behaupten, dass wir ein Interview für Radio Humbug machen wollen. Ich denke da werden wir durchaus ganz gute Chancen haben. Und … naja …“
„Naja was?“ fragte Jenny gespannt.
„Naja …. Ich meine … wenn euch meinen Song wirklich gefällt, können wir ja ne Democassette davon aufnehmen und der Band zukommen lassen.
Vielleicht gibt sich ja auch dadurch einen Kontakt, und wenn man erst mal mit den Jungs zu tun hat, dann kriegen wir garantiert auch ein Interview, kein Thema“, schloss Anna zuversichtlich.
„Doch, den Song finde ich klasse“, sagte Lena und begann gleich wieder verträumt zu summen: „Du und ich, das ist das schönste auf der Welt, du und ich, du bist mein Held!“
Peter nickte zustimmen, wandte aber ein: Das Stück finde ich auch gut, aber sollte der Text nicht wirklich besser auf englisch sein? Ich meine, einer der Boys hat ja wohl irgendwie deutsche Verwandte….“
„Ja, Nick“, mischte sich Jenny ein, die total für den süssen Blonden schwärmte, „seine Grosseltern kommen von hier. Aber er kann nur „Guten Morgen“ sagen, und, äh … „Ich liebe dich.“ Jenny wurde knallrot.
Peter grinste und fuhr fort: „Das werden wir ja noch hören, ob – und wem – er das sagt! Aber insofern sollten wir vielleicht tatsächlich versuchen, den Text zu übersetzen, was meint ihr?“ Er schaute Anna und Lena-Marie fragend an.
„Das wär wohl nicht falsch, aber wer von uns kann gut genug Englisch dafür?“ meinte Lena. „Es muss sich schliesslich auch noch reimen.“
„Ich hab eine Idee“, unterbrach Anna ihre Freundin. „Wie wäre es, wenn wir den Song so aufnehmen, wie er ist, und eine Übersetzung dazulegen? Die muss ja dann rhythmisch nicht stimmen und sich auch nicht reimen, versteht ihr? Das währ doch viel einfacher!“
Das fanden alle eine gute Idee, und sie einigten sich darauf, dass Anna sich von ihrem Vater einen tragbaren DAT-Recorder aus dem mitbringen lassen sollte, nur für einen Abend, und dann würden sie sich alle bei ihr treffen und gemeinsam das Stück aufnehmen.
„Anna, könntest du vielleicht noch eine zweite Stimme für den Refrain schreiben?“ schlug Peter vor. „Damit wir auch richtig Harmoniegesang machen können, sonst hören die es sich wahrscheinlich gar nicht richtig an, weil sie denken, es kommt sowieso nicht für sie in Frage.“
Anna fand zwar, dass die Backstreet Boys nun bestimmt nicht so blöd wären, ein guter Song sei schliesslich ein guter Song; entweder würde ihr Lied den Jungs gefallen oder eben nicht, aber trotzdem war sie bereit, zu versuchen, noch eine zweite Stimme zu schreiben. Irgendwie hatte Peter ja recht: Wenn man etwas richtig gut machen konnte, warum sollte man es dann nicht versuchen?
Damit war eigentlich nun alles beredet, besprochen, geklärt; ausserdem war es draussen schon lange dunkel geworden, und wiederlich starke Regenschauer trommelten gegen das Fenster. Das Licht der Kerzen, die Anna auf ihre Fensterbank und dem kleinen Tisch am Fusse ihres Futons stehen hatte, spiegelten sich flackernd in den Regenschlieren, die aussen über die Scheibe liefen.
Als der Regen für einen Augenblick nachzulassen schien und auch der Wind etwas leiser heulte, schlug Peter vor: „Okay, Jenny, woll’n wir dann mal? Ich hab Kohldampf, und wir müssen auch noch beide Hausaufgaben machen, also lass uns mal abzischen.“ Seine kleine Schwester nickte etwas wiederwillig, aber sie wusste auch, dass sie ohne den Goodwill ihres Bruders überhaupt nicht zu der Clique gehören würde und natürlich auch nicht auf die Konzerte gehen könnte. Etwas Gehorsam gehörte also zu ihrem Tagespensum.
Lena wollte noch ein wenig bleiben und ihre Aufgaben gemeinsam mit Anna machen. Wobei ihr im Grunde die Hausaufgaben total piepegal waren – sie wollte sich einfach noch in Ruhe bei ihrer Freundin wegen Ulf ausheulen.
Aber als sie gerade alle im Flur standen – Peter und Jenny schon in ihren Regenjacken und mit Schuhen an – klingelte es. Vor der Tür stand Ulf, tropfnass. „Ich bin ein bisschen durch den Wald gejogt“, stiess er vor Kälte und Nässe zitternd hervor, „und dabei ist mir eines klar geworden.“ Er sah Lena direkt an. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“ Lena schaute ihm tief in die Augen, dann nahm sie ihn ganz fest in die Arme. Nass oder nicht nass egal, das war für sie keine Frage. „Ich mich bei dir auch“, seufzte sie erleichtert und glücklich.
„Wuf, Wuff.“
Das Handy bellte.
„Ja, Ehrenschwendner?“ – Wer?“ – „Ach, ihr seid’s.“ – „Aha.“ –Gut, warum nicht.“
Tourpromoterin Stephanie Ehrenschwendner legte die Beine hoch. Sie legte sich in ihrem Sessel zurück und schloss für einen Moment die Augen. Die Füsse in den schwarzen Stiefeln hatte sie respektlos auf den zweiten Sessel im Hotelzimmer gelegt.
Auf Tour zu gehen war immer anstrengend, das war klar. Aber es war schliesslich nicht ihr erstes Mal. Aus dem Koffer zu leben, jeden Tag in einer anderen Stadt zu sein, jeden Morgen in einem fremden Bett aufzuwachen – all das war sie schon längst gewohnt, und gegen ihre Jahre als Model war’s eh ein Kinderspiel.
Aber mit den Backstreet Boys auf Tour zu gehen, einem der erfolgreichsten Newcomeracts der letzten Jahre, das war schon etwas ganz besonders! Noch nie hatte Stephanie so viele begeisterte Fans schon Tage vor der Ankunft einer Band alle grossen Hotels belagern sehen, noch nie so ekstatische in den Konzerten erlebt. Überhaupt Live war die Gruppe eine Sensation, die Girls vielen gleich reihenweise in Ohnmacht.
Und selbst Stephanie musste zugeben: Als sie den Boys das erste Mal begegnet war, hatte auch sie weiche Knie bekommen. Die fünf waren aber auch zu süss – und dabei so ungemein sexy! Eine sensationell explosive Kombination!
Schnell hatten sich A.J. und Howie, B-Rock, Nick und Kevin als supernett und total pflegeleicht zu erkennen gegeben. Fünf nette Typen von nebenan, freundlich, verbindlich und stets gut aufgelegt. Keine Spur von Starallüren! Steph, wie die Jungs sie nannten, hatte sich richtig auf den Start der Tour und die Zusammenarbeit – gefreut – und heute Morgen war es soweit gewesen.
Stephanie hatte die Band vom Flughafen abgeholt. Die Jungs waren geschafft vom Flug gewesen, hatten aber trotzdem noch geflachst und herumgealbert. Hatten sogar noch darauf bestanden, eine Runde durch die Stadt zu drehen, ein wenig Sight-seeing zu betreiben. „Wir sehen von machen Städten nur das Hotel und die Showbühne“, hatte Kevin ihr erklärt, „das ist so schade.“
Herrje, mit was für Bands hatte sie sich schon abplagen müssen. Typen, die Hotelzimmer verwüsten und Fernseher zum Fenster heraus warfen. Abgehalfterte Hardrock-Helden, deren Lebenswerk im Leertrinken der Minibars bestand, und kleine Milchbubis, denen sie beinahe bis auf die Bühne hatte Händchenhalten müssen – und die sich dann bei der After-Show- Party das Minihirn aus der Rübe koksten.
Wie wunderbar entspannend war es dagegen, mit den Backstreet Boys zu tun zu haben. So lange sie auftreten und vor ihren Fans performen konnten, waren sie zufrieden.
Und wer sie alles darum beneidete, so eng mit dieser Superband zusammenarbeiten zu dürfen!
Bei den Kritikern waren die BSB als reine Teenie-Band verschrien, aber das Stimmte nicht: Der Grossteil von Stephanies Freundinnen hatte eine Weile herumgedruckst und dann um Autogramme oder ein echtes Live-Foto der Jungs gebeten. Und mehr als eine hatte gefragt: „Könntest du mich nicht einmal bei einem Konzert mitnehmen, ich meine … hinter die Bühne?“
Wahrscheinlich auch noch mit hinein in die Garderobe der Jungs, am besten gleich in die Dusche?
Nur zu gerne hätte Stephanie allen Fans geholfen, gleich welchen Alters – wie die Boys selbst besass sie ein gutes Herz und wollte alle glücklich sehen. Aber es ging beim besten Willen nicht. Sie konnte niemanden einfach so mitnehmen, schon aus Security-Gründen nicht. (Immerhin hatte auch sie selbst sich einem gründlichen Sicherheitscheck unterziehen müssen, denn die Boys schwebten, wie alle Weltstars, natürlich stets in Gefahr, entführt oder von einem Irren angegriffen zu werden.)
Und auch die meisten der jüngeren Fans würden leer ausgehen müssen. Vielleicht erhaschten sie einmal einen kurzen Blick auf die Jungs, wenn sie aus dem Tourbus stiegen und in den Backstage bereich eilten.
Oder sie Standen ganz vorne am Bühnenrand und konnten dem Boy ihrer Träume für Sekundenbruchteile die Hand reichen, Haut an Haut, sekundenlang für immer. Konnten ihre Geschenke auf die Bühne werfen, konnten schreien und kreischen und versuchen, einer der Backstreet Boys auf sich aufmerksam zu machen.
Andere lungerten in der Lobby des Hotels herum oder sassen stundenlang mit einem Glas Cola an der Bar, nur in der Hoffnung, ganz „zufällig“ einem Bandmitglied zu begegnen.
Doch nur wenigen auserwählten konnte die Gnade zugeteilt werden, den Backstreet Boys wahrhaftig und von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Wenn immer der Tourplan es zuliess, waren die Jungs auch gerne bereit zu einem sogenannten „Meet & Greet“ mit ihren Fans, und manchmal liessen sie auch ausgewählte Gäste im Backstage bereich zu.
Doch für solche Ereignisse bewarben sich tausende von Girls bei Jugendzeitschriften und Radiosendern, und nur wenige konnten gewinnen. Dann gab es mal ein Mädchen, dass den Preis eines Jungendmagazins überreichte, oder eine andere kam freudestrahlend in Vertretung ihrer ganzen Schulklasse und brauchte einen dicken Stapel Autogrammkarten. Sie waren glücklich, hatten selbst erleben dürfen, wie nett und natürlich die Boys trotz ihres Reichtums und Erfolgs geblieben waren.
Manche ihrer Fans kannten die netten Boys sogar schon beim Vornamen, weil sie ihnen von Stadt zu Stadt nachreisten und immer wieder begegneten.
Aber viele – ach, so viele – mussten draussen bleiben, draussen vor den Türen.
Ihnen blieb nichts, als auf ein nächstes Mal zu hoffen. Oder darauf, oder dass vielleicht gerade ihr Brief an einen der Boys sein Ziel erreichte und ihn zu tiefst anrührte. Zu hoffen, dass vielleicht gerade ihr Gesicht aus der Menge stach; dass Kevin oder Nick oder Brian, A.J. oder Howie, sie an der Abzäunung entdeckte, plötzlich stehen blieb, lange zu ihnen hinübersah und dann nicht etwa weiter ging, sondern langsam auf sie zukam…..
Stephanie schloss die Augen. Ein schöner Traum; sie konnte so nur zu gut verstehen, warum ihnen hunderttausende von Mädchen nachträumten. Nicht einmal sie mit ihrer jahrelangen Tourerfahrung war gegen den unfassbaren Charme der Boys gefeit. Und je länger sie das Quintett kannte, desto sympathischer wurden die Jungs ihr…
Deshalb ahnte sie auch, was in Anna und Lena-Marie vorgehen musste, den beiden Girls, die sie neulich bei Radio Humbug kennengelernt hatte. Die hatten da ein BSB-Special gesendet, exclusiv die neue Singel präsentiert und sogar noch einige rare Konzerttickets verlost. Sie hatte zusammen mit Lena und Anna, der Tochter des Moderators und ihrer besten Freundin, zwei fachkundigen BSB-Fans der ersten Stunde, die Jury für das grosse Backstreet Boys-Quiz gebildet.
Und jetzt hatte Anna sie gerade angerufen und gefragt, ob sie auch in Hannover auf das Konzert kommen würde, und ob man sie da nicht vielleicht treffen könnte.
Natürlich war Stephanie sofort klar gewesen, worauf Anna und Lena abgesehen hatten – sicher nicht auf einen netten Plausch mit einer flotten Tourpromoterin. Aber trotzdem: Sie fand die beiden Girls sympathisch und würde sehen, was sie für die Girls tuen konnte.
Ausserdem hatte es ihr gefallen, dass Anna nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen war – „Wir wollen zu den Backstreet Boys“ -, sondern sich die Mühe machte, die Sache vorsichtig angehen zu lassen. Die meisten Leute versuchten Stephanie Ehrenschwendner zackige Befehle zu erteilen, und damit waren sie bei ihr an der falschen Adresse. Aber wenn jemand freundlich zu ihr war, warum sollte sie es dann nicht auch sein…
Stephanie rieb sich die Augen und versuchte sich, zu entspannen. Das würde sich alles finden. Anna hatte vorgeschlagen, sich bei den Guards vor der Eilenriedhalle nach ihr durchzufragen, und das war auch völlig in Ordnung. Wenn sie Zeit hatte, würde man sehen, wie es weiter ging. Und wenn die Band Zeit hatte… warum nicht?
Aber so viel Hoffnung hatte sie Anna nicht machen wollen, um sie später nicht schmerzlich enttäuschen zu müssen.
Schon erstaunlich, wie geschickt die Kleine sich angestellt hatte, dachte Stephanie. Aber bei einem in der Medienbranche so erfolgreichen Vater war das vielleicht auch kein Wunder.
Sie nippte an ihrem Tee, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch zwei Stunden bis zur Abfahrt in die Konzerthalle. Zwei Stunden bis sie sich mit der Band eilig am Hinterausgang davon stehlen würde, um den Fans in der Hotelhalle zu entgehen. Schade eigentlich, aber anders war es nicht möglich – sonst würden die Jungs nie im Leben heute Abend auf der Bühne stehen, so viele Autogramme hätten sie zu geben, so viele Wangen zu küssen.
Ob sie noch eine halbe Stunde hinlegen und ausruhen sollte?
„Miau“, machte das Handy. Und nochmal: „Miau.“
Wer das nun wohl wieder war?
Stephanie Ehrenschwendner meldete sich, wenn auch wenig begeistert. Der Tourstress hatte begonnen.


Nick, du bist mein Augenstern
ich hab dich zum fressen gern.
Ich liebe dich von ganzem Herzen
kann es nicht verschmerzen
dich nicht zu herzen.
Wenn ich dich seh
zieht’s bis in die Zeh’
und dann geh
ich nicht weg,
bin ich den jeck?

Jenny schaute die anderen erwartungsvoll an. Peter verdrehte die Augen. Die Reimereien seiner Schwester – sie selbst bestand steif und fest darauf, dass es „Gedichte“ seien – zog im die Schuhe aus.
Lena schaute betreten zum Fenster heraus, Anne musste dringend etwas aus ihrem Proviantrucksack holen. Ulf wrang nervös die Hände.
Seine Mutter, die die Clique auf der Bahnfahrt zum BSB-Konzert nach Hannover begleitete, rang sich ein Lächeln ab und sagte: „Das hasst du aber schön gemacht, Jenny. Dafür, dass du erst zwölf bist.“
Anna beugte sich zu Lena hinüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich finde, dafür dass du schon zwölf bist, hat sie manchmal verdammt wenig guten Geschmack in ihrem kleinen Köpfchen.“
Lena kicherte.
„Was ist? Was ist?“ fragte Jenny hektisch. Als die beiden Girls schwiegen, motzte sie: „Wer flüstert lügt. Sowieso!“
„Genau“, entgegnete Anna und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also möchtest du auch bestimmt gar nicht wissen, was ich gelogen habe.“
Zufrieden lehnte sie sich zurück in den blauen gepolsterten Sitz des ICEs, der sie in knapp zwei Stunden aus Hamburg in die Landeshauptstadt Niedersachsens kapitulierte. Schon eine schöne Sache, so ein bequemer, schneller Zug, fand sie. Ulfs Mutter Marion strich sich die blonden Locken zurück und sagte: „Also, ich finde es auch nicht schön, dass ihr flüstert.“
Jetzt war Ulf damit dran, die Augen zu verdrehen. Seine Mutter war Lehrerin und leider nicht in der Lage, sich zwischendurch mal sich ganz normal aufzuführen. Immerhin gehörte sie nicht zur strengen Sorte, sondern zu denen, über alles und jeden endlose „gute Gespräche“ führen wollten – was im Regelfall zur sofortigen Kapitulation des Gegners führte, weil diese Gespräche normalerweise mit grauenhaften Wortverdrehungen und Sinnlosigkeiten endete. Dann lieber gleich aufgeben.
So war sie auch im Unterricht. Wer die Hausaufgaben nicht gemacht hatte, bekam nicht etwa eine Strafaufgabe – nein, er musste ihr nach der Stunde erklären, warum keine Zeit für die Aufgaben gewesen war. „Ich muss doch auf die Probleme meiner Schüler verantwortungsbewusst eingehen“, erklärte Ulf.
Für ihn hiess das nur, dass es mittags nie etwas Warmes zu essen gab, weil seine Mutter stets bis drei in der Penne ablaberte.
Jenny hatte mittlerweile bereits ihr Machwerk fein säuberlich zusammengefaltet, verstaut – und zum Schrecken der übrigen vier Jugendlichen ein weiteres Blatt hervorgeholt.
„Und wie findet ihr das?“ fragte sie und legte auch schon los.

Ich kann es kaum fassen,
bin so in dich verschossen,
bin keine von den Massen,
möchte deine Lippen kosten
und an deiner Seite rasten!

Stolz sah sie sich um. Peter sah seine kleine Schwester kopfschüttelnd an und urteilte: „Das reimt sich ja nicht mal richtig, und mit dem Rhythmus ist auch was völlig faul. Puh! Wie kommst du nur immer auf solchen Schmalz?“
Jennys Augen schimmerten schon feucht, da herrschte Mutter Marion: „Peter, also wirklich! Wie kannst du nur! Deine Schwester hat sich so viel Mühe gegeben, da darfst du sie nicht entmutigen. Du musst ihr sagen, wie schön sie das gemacht hat. Du musst…“
Jenny runzelte die Stirn. Sie schaute Ulfs Mutter an und fragte dann leise: „Heisst das, Sie mögen meine Gedichte gar nicht, sondern sagen das nur als Mitleid?“
Und dann fing sie urplötzlich an, jämmerlich zu schluchzen.
Ulf blies die Luft aus und sah seine Mutter vorwurfsvoll an. „Siehst du“, sagte er, manchmal währe eben doch Ehrlichkeit statt Pädagogik angesagt.“
Peter hatte Jenny derweil in die Arme geschlossen. Sie weinte an seiner Brust, und er wiegte sie sanft, „Jenny nimm’s doch nicht so persönlich. Wir finden deine Gedichte schauerlich – aber das ist doch ganz egal! Denn erstens sind es ja deine Gedichte, du hast sie geschrieben, um deinen Gefühlen Luft zu machen, und das ist ja an sich schon eine gute Sache. Und zweitens bist du ja nicht in uns verliebt, sondern in Nick. Und vielleicht findet der deine Gedichte ja ganz toll…“
Anna zwinkerte ihr zu.
Das war nun wirklich ein raffinierter Trick gewesen, aber er hatte funktioniert – mit tränennassen Wangen, aber einem Lächeln im Gesicht schaute Jenny auf und schniefte: „ Meinst du wirklich?“ Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. „Ich weiss es nicht, niemand weiss es. Aber – warum nicht?“ entgegnete Lena salomonisch.
Ulfs Mutter sass mit offenem Mund dabei. Irgendwie war es frustrierend für sie, zu sehen, wie locker und easy Lena die Lage in den Griff bekommen hatte. Und anstatt sich für und mit Jenny zu freuen, ärgerte sie sich.
Aber nicht lange – Marion konnte niemandem wirklich böse sein, und so hatte sie die ganze Angelegenheit längst vergessen, als der Zug den Hauptbahnhof Hannover erreichte.
Jenny allerdings … Jenny schmiedete eigene Pläne.
Wo konnten die Boys nur sein? „Entschuldigen Sie, welches ist das beste Hotel in der Stadt?“ fragte Anna an der Touristeninformation.
Die Dame in dem Glaskasten musterte von oben bis unten. Wahrscheinlich fand sie, das Mädchen sähe nicht nach Luxushotel aus, nicht einmal für eine Nacht.
Schliesslich rückte sie aber doch ihre Goldrandbrille zurecht und lies sich zu einer Antwort herab.
„Das Martim und das Interconti, Kindchen“, sagte sie kühl. „Aber wegen der Messe könnte dort alles belegt sein. Soll ich für dich anrufen und fragen, ob etwas frei ist?“
Anna schüttelte den Kopf. „Nein, nicht nötig. Wohnen will ich dort nicht.“
Die Golldrandbrillenfrau beachtete sie noch mit einem herben hab-ich-mir-doch-gleich-gedacht Blick und zischte dann: „Na gut dann eben nicht.“ Anna lächelte höfflich. Aber vielen Dank trotzdem.“
Der Triumph, dass die ungehorsame Jugend sich wieder einmal schlecht benahm, gönnte sie dieser Zicke wirklich nicht.
Sie lief wieder hinüber zu den anderen, die vor dem Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz auf sie warten.
„Sie könnten im Martim oder Interconti wohnen“, verkündete Anna ihren Freunden, „kommt wir schauen die Adressen im Telefonbuch nach.“
Nach einigem Geblätter im Telefonbuch und Stadtplan einigten sich die Kids: Sie würden es zuerst im Martim versuchen, danach im Interconti, und anschliessend würden sie mit dem Bus zur Jugendherberge am Maschsee fahren. Ulfs Mutter Marion stand der Sinn gar nicht danach, den Tag in Hotelhallen zu vertrödeln. Sie wollte lieber in Ruhe durch die Hannoveraner Innenstadt bummeln, dann noch ein bisschen mit ihrer alten Freundin Cornelia im Mövenpick-Café am Kröpcke sitzen und sich schliesslich am frühen Abend wieder mit den Kindern treffen. Anschliessend konnten sie gemeinsam zur Jugendherberge fahren: Das Familienzimmer war ohnehin im Voraus bezahlt und wurde bis spätnachts freigehalten.
Also verabredeten sie sich für 18 Uhr am Kröpcke, dem zentralen Platz mitten in der Hannoveraner Fussgängerzone. Mit den Worten: „Und dass du mir gut auf die Mädchen aufpasst, Ulf“, entliess Marion die Clique dann fürs erste aus ihrer uferlosen Führsorge.
Anna liess ihre Finger bereits über den Plan der Innenstadt gleiten. „Hier, mit der U-Bahn sollten wir ganz in die Nähe des Martim kommen können“, sagte sie und zeigte auf eine blaue Linie.
Ganz einfach war es dann aber doch nicht, die gewünschte Verbindung zu finden, weil es in Hannover – anders als in Hamburg, der Heimatstadt der Jugendlichen – keine richtige U-Bahn gibt. Was auf dem Stadtplan als U-Bahn verzeichnet ist, sind quietschgrüne Waggons, die streckenweise ganz ihrem Namen gemäss unter der Erde verkehrten, teilweise aber auch mitten auf den Hauptverkehrsstrassen als Strassenbahnen.
So tauchten die Waggons aus der Erde auf und hielten dann mitten auf einer belebten Strasse – für die fünf Hamburger eher ein Grund zur Besorgnis als zum Aussteigen.
Aber schliesslich standen sie dann doch, wenn auch nach einiger Lauferei, vor dem imposanten Martim-Hotel.
„Bedaure, aber über unsre Gäste können wir keine Auskünfte geben“, beschied der Concierge Peter, der sich hatte überreden lassen, nachzufragen, ob die Backstreet Boys hier abgestiegen waren oder noch kommen würden.
„Er war ganz nett“, berichtete Peter anschliessend seinen Freunden vor der Tür der Nobelherberge, „aber ich kann das auch verstehen, dass er mir dazu nichts sagen will. Da könnte ja jeder kommen…“
„Wir sind aber nicht jeder“, korrigierte Anna ihn. „Wir sind Aussenreporter von Radio Humbug.“ Mit diesen Worten klopfte sie auf ihren Rucksack, in dem sie ein kleines Aufnahmegerät verstaut hatte, dessen Funktionstüchtigkeit sie auf der ICE-Fahrt nach Hannover mindestens zehntausendmal überprüft hatte, wenn nicht öfters.
Sie sah die anderen an. Keiner reagierte. „Alles muss man selber machen“, murrte Anna und betrat nun ihrerseits das Hotel.
„Entschuldigen sie, ich bin eine freie Mitarbeiterin von Radio Humbug aus Hamburg und möchte ein Interview mit den Backstreet Boys führen“, erklärte sie an der Rezeption selbstbewusst. „Könnten sie mir bitte sagen, ob die Band hier absteigen wird, und wenn ja, wie und wo ich das Tourmanagement vor Ort zur Terminabsprache erreiche?“
Der Mann hinter dem Tresen starrte sie verwundert an. Immer wieder kamen irgendwelche Kids ins Hotel, wenn bekannte Bands in der Stadt gastierten, aber dieses Mädchen hier war ja ein ganz besonderer Vogel. Vielleicht schnitt sie ein wenig auf, mit dieser Interviewsache, aber dennoch hatte der Concierge das Gefühl, dass doch auch etwas daran sein könnte.
Er entschied sich, eine Ausnahme von den strengen Standesregeln seines Berufes zu machen.
„Tut mir leid, ich kann dir da nicht weiter helfen“, sagte er. „Und diese Herren werden auch nicht von uns erwartet. Aber an deiner Stelle würde ich es einmal im Interconti probieren, wo gerade junge Bands gerne logieren, weil es sehr zentral gelegen ist.“
Anna war erstaunt. Dass es so einfach laufen würde, hatte sie nun auch nicht erwartet. Sie bedankte sich höflich und marschierte wieder hinaus zu den anderen.
„Wir müssen zum Interconti“, sagte sie. „Er meint da würden sie wahrscheinlich wohnen.“
Sie warf Peter einen triumphierenden Blick zu. Geht doch!
Als sie sich abwandte und mit dem Stadtplan in der Hand losmarschierte, blieb Peter noch einen Moment stehen und schnitt eine kleine Grimasse.
Verdammt! Das hatte ihr nun bestimmt nicht imponiert. Warum nur konnte er nicht so gewitzt Auftreten wie Anna, das würde ihr sicherlich gefallen…
Das Interconti entpuppte sich dann tatsächlich als die richtige Adresse. Das war schon daran zu erkennen, dass mehrere Jugendliche vor den Türen des Hotels in der Kälte standen.
„Wollen wir uns dazustellen?“ fragte Lena. Sie klang nicht so, als fände sie diese Vorstellung verlockend.
„Nein, das haben wir doch gar nicht nötig“, befand Anna und ging wiederum schnurstracks in die Empfangshalle.
„Guten Tag, mein Name ist Anna Geller, und ich komme von Radio Humbug aus Hamburg“, teilte sie dem erstaunten Personal mit. „Ich möchte gern ein Interview mit den Backstreet Boys führen, hatte aber noch keine Gelegenheit, einen Termin zu vereinbaren. Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn sie mir sagen könnten, wie und wo ich das Tourmanagement der Band errei…“
Eine schwere Hand senkte sich auf Annas Schulter.
„Nicht schlecht“, sagte eine tiefe Männerstimme. „Wirklich, eine ganz nette Geschichte. Aber nun muss ich dich bitten, unser Haus wieder zu verlassen. Es sei denn“ – der Mann lächelte falsch – „du möchtest ein Zimmer buchen.“
Er schaute den Mann hinter der Rezeption an, der ausdruckslos zurückstarrte.
„Haben wir noch Zimmer frei?“ fragte der Mann, dessen Hand immer noch auf Annas Schulter ruhte – möglicherweise der Hoteldetektiv, schoss es dem Girl durch den Kopf. Er trug einen dunklen Anzug. Ob der sich unter seiner Achsel verdächtig ausbeulte, konnte Anna allerdings nicht erkennen.
„Nein“. Der Concierge schüttelte den Kopf. „Bedauerlicherweise nicht. Alles ausgebucht.“ Er betrachtete Anna wie etwas, dass in seinem Frühstückskaffe schwamm, dort aber nicht hineingehörte. Nichts richtig ekliges, aber doch irgendwie störend.
„Moment Mal!“ Anna versuchte, sich unter der schweren Männerhand herauszuwinden. „Sie halten mich wohl für eine Schwindlerin!“
Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie die Hoteltüre sich öffnete und wieder schloss.
„Allerdings“, entgegnete der Mann kühl.
„Lassen sie Anna los! Sie sollen loslassen!“ Peter hatte sich seitlich von dem Mann aufgebaut und starte ihn streitlustig an.
„Sie haben kein Recht, sie so anzufassen!“ Der schaute Peter irritiert an. „Noch einer“, sagte er dann abschätzig. Er schaute Anna an. „Ist der Held auf weissem Pferd hier dein Freund? Oder was will der?“
„Ich habe gesagt, Sie sollen sie loslassen. Sonst rufe ich die Polizei!“
Anna starte Peter an. So kannte sie ihn ja gar nicht.
„Wenn ihr jetzt bitte beide sofort das Hotel verlassen…“
Ein dicker Typ in einem bunten Jogginganzug nährte sich ihnen und hob beschwichtigend eine Hand. „Was ist denn hier los? Probleme?“ fragte er freundlich.
„Das Mädchen hier behauptet, Reporterin zu sein und ein Interview mit Ihrer Band führen zu wollen.“ So wie er es sagte, klang es nicht sehr glaubwürdig.
Anna sagte: „ Das stimmt auch! Mein Vater arbeitet bei Radio Humbug, und er hat gesagt, wenn ich ein Interview mit den Backstreet Boys kriege, dann sendet er das! „Ihre Augen funkelten zornig. „Aha“, sagte der Mann in dem bunten Trainingsanzug. Er dachte einen Augenblick nach. Dann fragte er: „Hast du eine Bestätigung des Senders darüber mit?“
Anna schüttelte den Kopf.
Peter fragte: „Glauben Sie uns etwa nicht?“
Der Mann schüttelte den Kopf. „Das müsst ihr verstehen. Zu mir kommen jede Menge Leute und wollen dies und das, und jeder behauptet, er sei der allerwichtigste. Ich kenne euch nicht. Ich weiss nicht, ob ich euch glauben kann oder nicht.“ Er zögerte, dann zog er mühsam eine zerknickte Visitenkarte aus seiner Hosentasche. „Aber wenn ihr eine Bestätigung des Sender vorlegen könnt, werde ich sehen, was ich für euch tun kann. Fragt einfach nach mir, dann sehen wir weiter.“
Er drehte sich um und wollte schon gehen, aber dann viel ihm noch ein: „Ihr kommt morgen auch auf das Konzert oder?“
Anna und Peter nickten.
Anna schaute die Karte in ihrer Hand an, als wüsste sie gar nicht, woher das kleine weisse ding gekommen sein könnte. Sie hatte die Visitenkarte des Tourmanagers der Backstreet Boys! Dieser dicke Kerl hatte täglich mit ihren Stars zu tun, und er hatte gesagt, wenn sie eine Bestätigung des Senders vorlegen konnte, würde er sehen, was sich wegen des Interviews machen liesse!
Das war fast mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. „Gut“, sagte Hoffmann. „Dann sehen wir uns morgen ja vielleicht. Auf alle Fälle wünsche ich euch viel Spass. Und nur so als Tipp: Stellt euch nicht ganz nach vorne, da ist es immer tierisch eng und mächtig laut. Sucht euch besser schöne Plätze in der Mitte, da habt ihr am meisten von der Show.“ Er nickte ihnen noch einmal zu und verschwand dann im Dunkel der Hotellobby. Dafür, dass er so dick war, bewegte er sich ungewöhnlich flink und geschmeidig, aber wahrscheinlich kam das durch die langen Jahre on the road.
Toll! dachte Anna. Wenn er das ernst gemeint hat, haben wir ja beste Chancen wirklich an ein Interview zu kommen. Denn eine Bestätigung ihres Vaters zu bekommen, dass sie tatsächlich im Auftrag von Radio Humbug unterwegs waren, würde sicherlich kein Problem sein.
Der Mann im dunkeln Anzug legte nun – allerdings wesentlich freundlicher gestimmt – Peter und Anna jeweils eine Hand auf den Rücken und schob sie sanft in Richtung Ausgang. „Ihr habt gehört, was er gesagt hat“, meinte er anschliessend. „Wenn ihr ein Schreiben dieses Radiosenders vorweisen könnt, dürft ihr wiederkommen. Ansonsten möchte ich euch bitten, unsere Gäste nicht zu belästigen. Und“, jetzt verglomm seine Stimme zu einem heiseren Flüstern, „das meine ich wirklich ernst!“
Der Druck auf Annas Rücken verstärkte sich. Sie wusste wann der Zeitpunkt gekommen war zu gehen.
„Wir gehen dann mal“, beeilte sie sich zu versichern. „Aber wir kommen wieder.“
„Tut das“, sagte der Mann und lächelte. Aber er sah nicht so aus, als freute er sich darauf.
Draussen berichteten Anna und Peter ihren drei Freunden, was geschehen war, und sie beschlossen, die Sache erst morgen weiterzuverfolgen.
„Die Jungs sind wahrscheinlich sowieso noch nicht hier“, sagte Lena. „Sie haben zwar einen day off heute, aber den werden sie wohl kaum in Hannover verbracht haben. Ausserdem kann es natürlich sein, dass sie bei irgendeinem Sender waren oder Interviews gegeben haben.“ Lena kannte fast den gesamten Tourplan der Band auswendig, aber über die darüberhinausgehenden Verpflichtungen wusste natürlich auch sie nicht Bescheid.
Also tigerten sie los, um sich mit Ulfs Mutter zu treffen.
„Mit etwas Glück haben die in der Jungendherberge einen Fax“, grübelte Anna, „dann kann mein Dad uns die Bestätigung herfaxen.“ Aber so recht glaubte sie nicht daran, dass eine Jungendherberge so viel Service bot.
Jedenfalls war jetzt mehr oder weniger die Luft raus. Es wurde bereits dunkel, und so richtig weitergekommen waren sie wegen des Interviews auch nicht. Sie wussten jetzt zwar, wo die Backstreet Boys absteigen würden – aber was nützt das? Sollten sie etwa von jetzt an vor dem Hotel campieren, und einer von ihnen bezog hinter den heiligen Hallen Posten, um ein einschleichen sofort zu melden? Und dann? Dann kamen die Boys kletterten abgeschirmt von ihren Bodyguards aus dem Bus, verschwanden im Interconti, und fünf Teenager hatten eine Erkältung? Mal ganz abgesehen davon, dass Marion das sowieso nicht erlauben wurde…
„Hey, sagt mal – seid ihr auch wegen den Backstreet Boys hier?“ fragte plötzlich eine leise Mädchenstimme.
Anna drehte sich um. Das Mädchen war höchstens elf und kauerte auf dem Bürgersteig. Sein Rücken lehnte an der kalten Mauer des Interconti, die Lippen waren blau und zitterten.
Anna Nickte.
„Habt ihr vielleicht’n bisschen Geld für mich?“ fragte das Mädchen scheu. „Ich bin von zu Hause abgehauen, schon vor zwei Tagen. Und seitdem hab ich nichts mehr gegessen…“
Anna schaute das Mädchen an. Sie warf Ulf einen Blick zu; der nickte unmerklich. Sie hatten dieselbe Idee gehabt: Das Mädchen war eindeutig ein Fall für Marion!
„Wir wollen sowieso gerade etwas essen gehen“, sagte Anna leichthin und streckte ihre Hand aus. „komm doch einfach mit. Ich bin übrigens die Anna.“
Das Mädchen nahm zögernd Annas Hand und stand mühevoll auf. „Ich bin Simone.“
Die fünf nahmen Simone in ihre Mitte und steuerten langsam in Richtung Innenstadt. Einmal knickten Simone die Beine weg, und Peter musste sie stützen. Sie war ganz still, lächelte aber sanft vor sich hin und summte leise „Quit Playing Games“. „Pass auf, wir gehen schon mal rein, und ihr holt Marion und kommt dann wieder her“, entschied Anna schliesslich, als sie an einem McDonald’s vorbeikamen. Simone konnte nicht mehr. Die beiden Jungs nickten.
Jenny, Anna und Lena betraten mit Simone den Fat-Food-Tempel. Peter und Ulf gingen Marion abholen. Sie würde zweifelsohne am besten wissen, was sie mit Simone anstellen sollten. Denn dass sie das Mädchen nicht einfach abfüttern und wieder gehen lassen konnten - so viel war klar wie Klossbrühe.
Die vier Mädchen holten sich erst einmal Salat und Fritten und suchten sich einen grossen Tisch. Simone fiel wie ein wildes Tier über ihr Essen her. Die drei anderen schauten zu, assen in Ruhe.
Plötzlich hörten sie vom Nebentisch her ein merkwürdiges Geräusch. Es klang wie Froschquaken. Einmal, zweimal. Quak, Quak.
Waren etwa Froschschenkelwochen?
"Ja Ehrenschwendner?" meldete sich die Tourpromoterin missgestimmt. Sie kaute dabei weiter an ihrem Burger. Immer und überall erreichbar zu sein hatte schon auch seine Schattenseiten, so viel wurde ihr immer klarer. Das Beste an ihrem Handy war eigentlich das klingeln: Tierlaute, statt Bimmeltönen, superneu aus USA importiert. Ein echter Gag. Aber sonst - mehr als lästig, das Ding. Immer öfter stellte Stephanie das Telefon einfach ab. Sonst kam sie nähmlich nie zu was. Weder zum essen, noch zum arbeiten.
Sie nahm einen weiteren Bissen Burger, nuschelte ein paar unverständliche Wortfetzen in den Hörer.
Anna sah überrascht hinüber zum Nachbartisch. Tatsächlich! Was für ein Zufall, was für ein Glück. Da würden sie Stephanie morgen gar nicht lange suchen müssen, denn sie sass gerade dirket neben ihnen.
Anna wartete, biss Stephanie zu Ende telefoniert hatte und fragte dann:" Hallo wie geht's?"
Stephanie schaute auf und begann zu lächeln.

Kapitel 4

Der Secuity-Guard legte die schussichere Weste an, zog den Reissverschluss zu. Darüber streifte er seine winddichte Jacke mit dem dezenten Logo der Security Firma über. Dazu eine schwarze Jeans - dann betrachte er sich in dem mannshohen Spiegel im Umkleideraum für das Personal. Noch war ausser ihm niemand da; der reguläre Dienst begann erst in einer Stunde. Er war zu frieden mit dem Anblick, der sich ihm bot, strich sich noch ein letztes Mal durch die Haar. Dann leckte er seine Fingerspitzen an und strich sich die Koteletten glat. Gut.
Es konnte losgehen! Ein letzter Blick auf die Uhr, dann ihm gehen nocheimal in den Spiegel geschaut. Der wiegende Gang gefiel ihm. Sah aus, als hätte er Power. Hatte er ja auch.
Und einen Schlagstock und ein Funkgerät.
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BeitragThema: Re: YOU`RE THE ONE FOR ME   YOU`RE THE ONE FOR ME EmptyMi Nov 23, 2011 9:48 pm

Er tastete mit der freien Hand nach seinen Ausrüstungsgegenständen, die er am Gürtel befestigt hatte. Wie ein Cop in Amerika, dachte er. Und hoffte insgeheim, dass heute endlich mal irgendjemand richtig Ärger machen würde. Schon bei so vielen Konzerten hatte er an Absperrgittern gewacht, aber zu einem richtigen Zwischenfall mit Reinknüppeln und Krankenwagen hatte es noch nicht gereicht.
Schade eigentlich - irgendwie hatte er das Gefühl, ein wenig Action würde ihm ganz gut tun. Vielleicht sollte er mal die Stadt wechseln, mehr richtung Berlin oder so. Wo die Szene tobte.
Mal schauen, was draussen so los war. Zum ersten Mal hatte die Security-Firma Ihm die Schichtleitung übertragen, was vorallem daran lag, dass der bissherige Schichtleiter mit einer frischen Blinddarmnarbe in der Sophienklinik lag.
Er jedenfalls hatte beschlossen, seine Sache ganz besonders gut zu machen und allen zu beweisen, was für ein cooler Kerl er war. Niemand - niemand! würde heute Ärger machen, er würde verdammt noch eins alles unter Kontrolle halten.
Dennoch bereitete sich ein unruhiges Gefühl in seinem Bauch aus. Etwas nervös war er schon. Aber gottseidank spielte heute nur so 'ne Teenieband - was sollte da schon passieren?
Wie heissen die Typen überhaupt noch, Blackfish Boys? Nein, irgendwie anders. Na war ja auch egal. Er war ja schliesslich nicht wegen der Musik hier.
Er legte den schweren Sicherungshebel für den Seiteneingang und stemmte die Stahltüren auf. Draussen war es kalt und feucht, wie immer in dieser Jahreszeit. Verdammtes Mistwetter. Wahrscheinlich würde er es im laufe des Tages auch noch mit den Knien kriegen, wenn es so blieb. Ein Security-Guard - noch dazu ein Schichtleiter - mit Gicht, wo kamen wir denn hin? Seine Gelenke knachten halt manchmal ein wenig, das eigentlich alles...
Er liess seinen Blick durch den feinen Nieselregen gleiten. Hier und da eine ölige Pfütze, und ein paar ganz unentwegte Fans - sicher nicht älter als vierzehn - hatten sich schon vor dem Hintereingang zusammengetrottet.
Er liess den Schlagstock in die Hülle gleiten (bedrohliches Auftreten war genau definiert in seinem Arbeitsvertrag und eben dort auch strengstens verbotren) und ging hinüber zu dem Absprerrgitter, hinter dem die durchfeuchten Teenager froren. Stumm überprüfte er die doppelt um die Torpfosten geschlungene Kette, mit der das grosse Tor für den Bandbus gesichtert war. Er hatte sie selbst angebracht, und natürlich sass sie noch perfekt, kein Grund zur Sorge also.
"Sind sie schon da?"
"Können wir durch?"
"Wann kommen die Jungs?"
"Kommt die Band hier lang?"
Die Fragen der aufgeregten Jugendlichen hagelten auf ihn ein, aber er ignorierte sie kühl. Was gingen ihn diese kleinen Kröten an? Hauptsache, die Biester warfen keine Nebelgranaten, ansonsten war ihm total egal, was sie wollten und von wem. Ein Mädchen leckte sich auffällig über die Lippen und schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen ganz starr an. "Haben sie nicht vielleicht noch ein wenig Zeit vor der Show?" fragte sie und liess ihn dabei ihre Zahnspange sehen.
Wahrscheinlich hielt sie diese Masche für ein sexy Angebot. Das Rumoren in seinem Magen nahm zu.
Gröber als nötig schlug er mit der Hand gegen den Absperrzaun, rüttelte daran, so dass den dicht gepressten Teenager in der vordersten Reihe die Stahlstrebe ins Gesicht knallten.
"Schnauze!" befahl er, er drehte sich auf dem Absatz um und stapfte in Richtung Halle davon.
Das Mädchen mit der Zahnspange zeigte seinem Rücken ihr steil aufgerichteten Mittelfinger und rief: "Wichser!"
Herrje, woher kannten diese Kinder nur solche Ausdrücke?!
"Hallo, Sie!"
Langsam drehte er sich um. Wenn diese Ziege Ihn jetzt noch weiter nervte, würde er wohl zu drastischeren Massnahmen greifen müssen.
Aber dann sah er, dass ihm ein anderes Mädchen zuwinkte, das etwas weiter vom Hintereingang entfernt am Zaun stand. Sah ganz nett aus - und vor allem hatte sie nicht den glasig-vergeistigen Blick der durchgefroheren Hardcore-Fans.
Das Mädchen winkte wieder. "Entschuldigen Sie, ich habe eine Frage," rief es.

Ob der Guard sich wohl irgendwann noch in Bewegung setzen würde? Anna war frustriert. Seit anderthalb Stunden schlich sie um die Eilenriedhalle herum, und wenn dann endlich mal jemand vom Hallenpersonal in Sicht kam, dann bloss von hinten. Und der Typ schien auch nicht die geringste Lust zu haben, zu ihr herüber zu kommen.
"Entschuldigen Sie, ich habe eine Frage", rief Anna.
Der Security-Guard schien noch einen Augenblick zu überlegen, dann kam er langsam in ihre Richtung geschlender. Mein Gott, was für ein Tier! Der ging garantiert jeden Tag ins Fitnessstudio und spielte mit Handteln herum. Aber schliesslich konnte ja jeder nach seiner Façon glücklich werden. Peinlich sah's trotzdem aus. "Was is'?" bellte der Wachmann Anna an.
"Tut mir leid, Sie zu stören, aber ich bin auf der Suche nach Stephanie Ehrenschwendner, das ist die Tourpromoterin der Backstreet Boys. Ist sie schon da?"
Richtig, die Backstreet Boys, jetzt viel es ihm wieder ein. Backstreet, nicht Blackfish. Naja egal. "Nee", sagte er. "Ausser mir is' keiner hier."
Dann gringste er breit und fügte überrascht hinzu: "Das reimt sich ja." Darüber schien er sich zu freuen.
Anna fragte eilig: "Wann wird denn die Band erwartet?"
Wiederwillig grummelte der Sicherheitsmann: "Vor Konzertbeginn. Und wenn du noch mehr fragen hast, ruf die Auskunft an, die gibt dir Auskunft. "Mit diesen weisen Worten marschierte er endgültig von dannen.
Anna sah auf ihre Armbanduhr, die neue Unesco Swatch - ein Weihnachtsgeschenk ihrer Lieblingstante. Erstaunlich: Die einzige, die nie fragte, was sie sich wünschte und dennoch immer ihren Geschmack traf.
Es war zwanzig vor eins. Langsam bekam Anna hunger. Ausserdem war sie in zwanzig Minuten mit den anderen in der Innenstadt verabredet, also musste sie sich jetzt langsam auf den Weg machen.
Es war wirklich zu blöd, dass sie jetzt die Stephanie Erenschwendner nicht auftreiben konnte. Gestern abend bei MC Donald's war sie ganz nett gewesen und hatte gesagt: "Meldet euch doch morgen mal bei mir, dann schauen wir, was ich für euch tun kann. Vielleicht können wir zusammen Mittagessen gehen. Allerdings", hatte sie vorausschauend hinzugefügt, "sehe ich ehrlich gesagt nicht all zu grosse Chancen, dass ihr auch die Band kennenlernen könnt. Aber wer weiss...?"
Leider hatte sie dann eilig losgemusst - der Anruf bei MC Donald's hatte die Ankunft des Bandbusses im Hotel angekündigt, und Stephanie musste ins Interconti, um die Backstreet Boys in Empfang zu nehemen und noch ein oder zwei kurzfristige angesetzte Interviews mit der Lokalpresse zu koordinieren. Unter anderem mit jemandem von einer Hanoveraner Stadtzeitung namens "Schädelspalter". Mein Gott, wie konnte man eine Zeitung einen so unappetitlichen Namen geben, fragte Anna sich.
"Aber meldet euch morgen", hatte sie Anna noch eilig gesagt, das Handy in ihre Monstertasche gestopft, den rest ihrers Burgers heruntergewürgt, und dann war sie verschwunden.
Und nun war sie nicht aufzufinden. Im Hotel war sie nicht. In der Konzerthalle war sie nicht. Und wenn Anna die Handynummer anwählte, meldete sich nur die elektronische Voice-Mailbox. Aber wozu sollte sie Stephanie etwas hinterlassen, wenn diese umgekehrt sie dann doch nicht erreichen konnte?
Also blieb Anna nur, geduldig abzuwarten was der Tag bringen würde - nicht gerade ihre starke Seite.
Wütend trat sie nach einem Stein, der auf dem Gehsteig lag. Er flog quer über die Strasse und knallte lautstark an die Tür eines schwarzen Kleinwagens. Ein stückten Lack platze ab.
Anna sah sich erschrocken um, aber es schien, als hätte niemand den peinlichen Vorfall beobachtet. Sie ging hastig weiter, die Hände in den Jackentaschen, als währe nichts geschehen.
Verdammt, sie musste wirklich mal ihren Jähzorn und ihre Ungeduld in den Griff kriegen, sonst würde sie eines Tages noch mächtig Ärger einhandeln.
Wütend auf sich selbst und den Rest der Welt - und insbesondere darüber, dass die Chancen schlecht standen, jetzt noch kurzfristig ein BSB-Interview zu ergattern - trottete Anna durch die nassen Strassen.

"Herrje, da bist du ja endlich", begrüsste Peter sie aufgeregt, kaum dass sie den Treffpunkt erreicht hatte. "Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Wir dachten, dir sei vielleicht etwas passiert!"
Anna schaute auf ihre Uhr. Sieben Minuten nach eins.
"Funny, ich bin doch bloss sieben Minuten zu spät", sagte sie und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm, damit er aufhörte, so wild herumzufuchteln. "Das ist doch wirklich nicht so schlimm, oder?"
Sie schüttelte irritiert den Kopf. Was war in letzter Zeit bloss mit Peter los?
"Aber ich... ich dachte... naja.." stotterte er.
Anna lächelte. "Du entwickelst ja richtige Beschützerinstinkte. Gestern schon im Interconti, bei der Sache mit dem Hoteldedektiv, und jetzt komme ich sieben Minuten zu spät und du bist fast am Durchdrehen. Süss!" Sie beugte sich vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, um sich für seine Führsorge zu bedanken.
Anna hielt ihn für süss! Nur bemerkte sie leider gar nicht, dass Peter bei ihren Worten knallrot geworden war...." Komm, ich habe einen Bärenhunger", sagte sie stattdessen und zog Peter mit sich. Stumm folgte er ihr. Warum, verdammt, schlug sein Herz blos jedesmal schneller, wenn er sie sah?
Und gab es dagegen nicht irgendein Mittel?

Die anderen warteten bereits im warmen Restaurant auf sie; Peter hatte sich freiwillig bereit erklärt allein draussen am Treffpunkt auf Anna zu warten.
Simone war auch dabei, sie unterhielt sich angeregt mit Ulfs Mutter Marion. Die hatte das arme Mädchen gestern abend noch unter ihre Fittiche genommen. Ersteinmal hatte sie ihr ausreichen zu essen gegeben, und dann hatte sie gemeinsam mit Simone deren Eltern angerufen.
"Die machen sich doch bestimmt Sorgen", hatte Marion verkündet, aber Simone hatte immer nur stumm den Kopf geschüttelt.
"Woher willst du denn das wissen?" fragte Marion empört. "Alle Eltern sorgen sich um ihre Kinder!" Das war ihre felsenfeste Überzeugung.
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